Friedensnobelpreis: „Obama steht noch am Anfang“

(c) AP (Charles Dharapak)
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Für die meisten arabischen und iranischen Medien hat der US-Präsident viel geredet, aber wenig erreicht.

Kairo.„Kalam, Kalam, Kalam“ – Worte, Worte, nichts als süße Worte – nur dafür habe US-Präsident Barack Obama den Friedensnobelpreis erhalten. Ein in den arabischen und iranischen Medien immer wieder zu hörender und zu lesender Satz. Seit wann bekommt man den Preis schon für gute Absichten, das ist die immer wieder gestellte Frage.

Viele Zeitungen rekurrieren auf Obamas Versöhnungsrede in Kairo, wo er im Juni ein neues Kapitel im Verhältnis zur islamischen Welt eröffnete. Damals riefen viele Zuhörer: „Obama, wir lieben dich!“ Doch seitdem sei nichts passiert, weder die Schließung des Gefangenenlagers Guantánamo, noch der vollständige Abzug aus dem Irak, auch in der Palästinenserfrage habe sich nichts bewegt, dafür habe sich die Lage in Afghanistan verschlechtert und der Ausgleich mit dem Iran stehe immer noch aus, schreibt die unabhängige ägyptische Zeitung „al-Masri al-Youm“.

„Er steht immer noch dort, wo er angefangen hat, nicht einmal Israel, den engsten Verbündeten der USA, kann er dazu bringen, den Siedlungsbau endlich einzustellen“, klagt die überregionale arabische Zeitung „al-Quds al-Arabi“. Vielleicht sei die Vergabe des Preises ja eine Art „Präventivschlag“, um ihn vor weiteren Kriegen, etwa gegen den Iran, abzuhalten. Ein saudischer Journalist erinnert an seine Kindheit, als der Großvater den Kindern am Schulanfang Geld gab, mit dem Hinweis, dass sie es zurückgeben müssten, sollten sie die Schule in diesem Jahr nicht schaffen. Auch der Nobelpreis an Obama sei eine Art Vorschuss, schreibt er. Wenn Obama seine Ziele nicht erreicht, dann müsse er ihn wieder zurückgeben.

Am negativsten äußern sich die Zeitungen der iranischen Hardliner wie etwa „Jomhuriye-Eslami“: „Der Nobelpreis ist ein Witz. Diejenigen, die ihn vergeben, haben mit ihrer Entscheidung an Legitimität eingebüßt“, heißt es dort.

„Schlag ins Gesicht der Israelis“

Andere Kommentatoren in der Region gehen nicht so hart ins Gericht: „Der Preis ist vor allem eine Verurteilung von Obamas Vorgänger und der Bush-Politik“, heißt es in der Onlineausgabe der überregionalen arabischen Zeitung „al-Hayat“: Die Umsetzung seiner neuen Politik sei schwierig, wenn er es mit „Ahmadinejad (Irans Präsident; Anm.) Mullah Omar (Taliban-Führer), Osama bin Laden (al-Qaida-Chef), Netanjahu und Lieberman (Israels Premier bzw. Außenminister) zu tun hat“.

Es sei ein Schlag ins Gesicht der unnachgiebigen Israelis und der Neokonservativen in den USA, schreibt die gleiche Zeitung in ihrer Printausgabe, weswegen dem Nobelkomitee für diese Verleihung selbst einen Preis verdiene.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.10.2009)

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