Zuvor hatte der IS den Anschlag auf eine Nobeldisco mit 39 Toten für sich beansprucht. Unter den Toten ist auch ein Deutscher.
Bei den Ermittlungen zu dem Anschlag auf eine Nobeldisco in Istanbul hat die türkische Polizei laut Medienberichten acht Verdächtige festgenommen. Weitere Angaben zu den am Montag gefassten Verdächtigen machte die Nachrichtenagentur Dogan zunächst nicht. Laut Dogan setzt die Polizei ihre Fahndung fort, der Attentäter selbst sei offenbar weiter auf der Flucht.
Zuvor hatte die Jihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) den Anschlag für sich beansprucht, bei dem in der Silvesternacht 39 Menschen getötet wurden. Die IS-Miliz warf der Türkei in der Erklärung vor, ein Diener der Christen zu sein, und bezeichnete den Angriff als Vergeltung für die türkische Militärintervention gegen die Jihadisten in Nordsyrien. Die türkische Armee geht dort seit Ende August gegen kurdische Milizen und den IS vor. Seit Wochen versucht sie, die IS-Hochburg Al-Bab einzunehmen, stößt dabei aber auf erbitterten Widerstand.
Die Zeitung "Hürriyet" hatte bereits vor dem IS-Bekenntnis berichtet, die Ermittler prüften eine Spur zu der Jihadistenmiliz. Demnach stammte der Attentäter, der am frühen Sonntagmorgen mit einem Gewehr in den schicken Club am Bosporus gestürmt war, aus Kirgistan oder Usbekistan. Laut dem "Hürriyet"-Bericht wird auch eine Verbindung zur IS-Zelle geprüft, die den Anschlag auf den Atatürk-Flughafen im Juni mit 47 Toten verübt haben soll.
Ministerpräsident Binali Yildirim hatte zuvor gesagt, die Ermittler arbeiteten "mit Nachdruck" daran, den noch flüchtigen Täter zu identifizieren und zu finden. Erste Berichte, wonach der Täter ein Weihnachtsmannkostüm trug, wurden offiziell dementiert. Türkischen Medienberichten zufolge feuerte der Angreifer 120 bis 180 Schuss in die Menge der Feiernden, bevor er seine Waffe zurückließ, die Kleidung wechselte und floh. Demnach dauerte der Angriff sieben Minuten.
26-jähriger Mann aus Bayern getötet
Bei den Todesopfern des Anschlags handelt es sich um 25 Männer und 14 Frauen, wie die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu berichtete. Elf der identifizierten Todesopfer waren demnach türkische Staatsangehörige, ein weiterer habe zusätzlich die belgische Staatsangehörigkeit gehabt. Alle anderen identifizierten Opfer seien Ausländer. Unter den Toten ist Berichten zufolge auch ein 26-jähriger Deutscher, genauer ein Mann aus dem Landkreis Landsberg in Oberbayern. Als weitere Herkunftsländer nannte die Nachrichtenagentur Anadolu unter anderen Saudi-Arabien (7), Libanon und den Irak (je 3), Tunesien, Marokko, Indien, Jordanien (je 2), Kuwait, Kanada, Israel, Syrien, Russland (je 1).
Erdogan will für Sicherheit kämpfen
Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan kündigte an, weiter entschlossen gegen den Terrorismus zu kämpfen. Die Türkei werde alles tun, um "die Sicherheit und den Frieden ihrer Bürger zu gewährleisten". International wurde die Bluttat scharf verurteilt. Bereits 2016 hatte die Türkei eine ganze Reihe verheerender Anschläge erlebt.
Die Tatsache, dass der Angriff einem mondänen Club galt, in dem auch Ausländer verkehren, werteten Beobachter in der Türkei als Hinweis auf einen möglichen islamistischen Hintergrund. Nach dem türkischen Einmarsch im August in Syrien hatte der Anführer der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS), Abu Bakr al-Bagdadi, im November zu Anschlägen in der Türkei aufgerufen.
Der Zeitung "Hürriyet" zufolge waren am Silvestertag acht Kämpfer der Terrormiliz IS in Ankara festgenommen worden, die einen Anschlag in der Nacht geplant haben sollen. Türkische Truppen sind derzeit in Nordsyrien in heftige Gefechte mit dem IS verwickelt.
Eine barbarische Tat
Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen hat den Anschlag auf einen Club in Istanbul als abscheuliche und barbarische Tat scharf verurteilt. Alle Terrorakte seien verbrecherisch und durch nichts zu rechtfertigen, unabhängig von ihrer Motivation, teilte der Sicherheitsrat am Sonntag (Ortszeit) mit.
Auf einen Blick
Bei dem Attentat in der Silvesternacht kamen mindestens 39 Menschen ums Leben. Der oder die Täter sind noch auf der Flucht. Zu dem Attentat bekannte sich bisher niemand.
(APA/dpa)