Meinungsforscher rechnen bei einem Antreten des Amtsinhabers mit einem Erfolg schon im ersten Wahlgang.
Wien (ett). „Sicherlich sind die Chancen für Fischer deutlich gestiegen.“ Meinungsforscher Wolfgang Bachmayer vom OGM-Institut sieht nach der Absage einer Kandidatur durch Niederösterreichs Landeshauptmann Erwin Pröll (siehe nebenstehenden Bericht) die Wahrscheinlichkeit wesentlich erhöht, dass Bundespräsident Heinz Fischer im Fall eines neuerlichen Antretens schon im ersten Wahlgang bei der Bundespräsidentenwahl im Frühjahr 2010 siegt. Selbst wenn nun ein anderer ÖVP-Kandidat und ein Kandidat einer dritten Partei wie der FPÖ antreten, würde es diese nunmehr „schwer haben“, eine Stichwahl gegen Fischer zu erzwingen.
Ähnlich bewertet Günther Ogis vom Sora-Institut im Gespräch mit der „Presse“ die Situation für Fischer, mit dessen neuerlichem Antreten gerechnet wird: „Erwin Pröll wäre der stärkste Kandidat der ÖVP gewesen. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass die Wiederwahl problemlos funktioniert.“ Ogris erwartet, dass Fischer antritt und niemand „große Lust“ habe werde, gegen ihn zu kandidieren außer jemand, der aus einer Außenseiterrolle heraus ins Rennen um die Hofburg gehe. Aber, so der Meinungsforscher: „Ich rechne damit, dass mehr als ein Achtungserfolg nicht möglich ist.“
„Jeder ein Ersatzkandidat“
„Jetzt hat sich die ÖVP unnötigerweise in eine etwas schwierige Situation hineingebracht“, analysiert Bachmayer. Erwin Pröll sei der einzige ÖVP-Bewerber gewesen, der einigermaßen eine Chance gegen den Amtsinhaber gehabt hätte. „Jeder weitere Kandidat ist ein Ersatzkandidat“, meint er für den Fall, dass die Volkspartei sich in der Folge auf einen anderen Bewerber festlegt. Wenn die ÖVP hingegen nun ganz auf einen Kandidaten verzichte, würde ihr das als „Feigheit“ ausgelegt.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.10.2009)