US-Bankenboom vor Ende: Rüsten für Kreditausfälle

J.P. Morgan Chase
J.P. Morgan Chase (c) AP (Mark Lennihan)
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Die US-Banken werden nicht an die Erfolge aus dem zweiten Quartal anschließen können. "Es ist ein Spiel mit den Bilanzregeln. Was immer die Banken zeigen wollen, zeigen sie", warnt ein Experte.

Ab Mittwoch legen die großen US-Geldhäuser ihre Zahlen für das dritte Quartal vor. An die Milliardenerfolge des Vorquartals werden die Institute nicht anschließen können. Im Fokus wird vor allem die Entwicklung der Kreditausfälle stehen. Es drohen neue Abschreibungen im Zusammenhang mit US-Hypotheken. Als neues Sorgenkind hat sich dabei der Bereich Gewerbe-Immobilien entpuppt - hier droht eine neue Krise im US-Bankensystem.

Richard Bove, Analyst bei Rochdale Securities Inc., geht daher davon aus, dass die US-Banken ihre Risikovorsorge weiter ausbauen müssen: "Das könnte in diesem Quartal und bis in das nächste Jahr hinein für Verluste sorgen."

Beginn der Berichtssaison

Den Beginn der Berichtssaison macht heute JP Morgan Chase, ehe am Donnerstag Goldman Sachs und Citigroup folgen. Am Freitag legt dann die Bank of America nach.

Bei JPMorgan erwarten Analysten gegenüber dem Vorjahreszeitraum eine Vervierfachung des Gewinns auf 2,05 Milliarden Dollar. Auch bei Goldman dürfte sich der Gewinn auf 2,3 Milliarden Dollar verdreifacht haben. Citigroup und die Bank of America dürften hingegen nach wie vor mit den Auswirkungen der Finanzkrise zu kämpfen haben.

Warnung vor Milliardenabschreibungen

Analysten warnen, dass den nach Aktiva vier größten US-Häusern (Bank of America, JP Morgan Chase, Citigroup und Wells Fargo) im Zusammenhang mit Hypotheken Abschreibungen von bis zu 55 Milliarden Dollar drohen würden. Dabei geht es um Verträge, nach denen die Institute gegen Gebühr Dienstleistungen rund um die Kredite übernehmen.

Dazu zählen das Einsammeln von Ratenzahlungen, das Weitergeben des Geldes an die Darlehensgeber sowie die Kontaktaufnahme mit säumigen Kreditnehmern.

Überbewertet: "Mortgage Servicing Rights"

Der Wert dieser sogenannten "Mortgage Servicing Rights" hängt laut "Financial Times Deutschland" von der erwarteten Lebensdauer der Hypothek ab. Wenn Hypothekenzinsen fallen und mehr Kreditnehmer die Darlehen refinanzieren müssen, sinkt der Wert.

Das war laut Finanz-Nachrichtenagentur "Bloomberg" im dritten Quartal der Fall: Die Zinsen sanken um 0,26 Prozentpunkte, wie der US-Hypothekenfinanzierer Freddie Mac berichtet. Auf der anderen Seite stiegen die Kosten für die Dienstleistungen. Die Banken sollen die Kontrakte eigentlich zum jeweiligen Marktwert bilanzieren - was derzeit kaum möglich ist, da sie nicht gehandelt werden, schreibt "Financial Times Deutschland".

"Die Mortgage Servicing Rights sind überbewertet", sagt Paul Miller, Analyst bei FBR Capital Markets. Er spielt damit auf die Tatsache an, dass die vier großen US-Banken den Wert der Mortgage Servicing Rights im zweiten Quartal angesichts eines Anstiegs der Hypothekenzinsen um 0,35 Prozentpunkte um 11 Milliarden Dollar nach oben geschrieben haben.

"Spiel mit den Bilanzregeln"

"Es ist ein Spiel mit den Bilanzregeln", sagt Richard Bove. "Umso tiefer man in das Thema vordringt, umso mehr Teile findet man, die unmöglich zu bestimmen sind. Deshalb gibt man auf. Was immer die Banken zeigen wollen, zeigen sie".

(phu)

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