Greenstart öffnet Türen für Start-ups

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Nachhaltigkeit und Rendite schließen einander nicht aus - das belegen die Erfolgsstorys der drei Sieger des Wettbewerbs Greenstart. Noch wichtiger als die Idee sei die Umsetzung.

Wien. "Gründer brauchen viel mehr als nur Geld",sagt Werner Wutscher. Der Ex-Vorstand des Einzelhändlers Rewe ist mit seinem Unternehmen New Venture Scouting (NVS) als Business Angel in der Start-up-Szene unterwegs und unterstützt auch den Wettbewerb Greenstart des Klima-und Energiefonds. Er sagt: Netzwerke, Kontakte und viel Arbeit sind die entscheidenden Zutaten, die aus einer Idee erst ein funktionierendes Geschäftsmodell machen.

Greenstart sucht Start-ups, deren Ideen die Energiewende vorantreiben. Das Konzept muss dabei aber auch wirtschaftlich sinnvoll sein-denn Ingmar Höbarth, Geschäftsführer des Klima-und Energiefonds, ist überzeugt, dass Nachhaltigkeit und Rentabilität zueinander passen. "Wenn jemand eine tolle Lösung für ein Problem findet, wird er damit auch Geld verdienen, in welchem Bereich auch immer." Die Unterscheidung zwischen Impact Investoren bzw. NGOs und gewinnorientierten Start-ups sei künstlich, sagt auch Thomas Layer-Wagner, Erfinder des grünen PC-Spiels "Ökogotschi" und einer der drei Sieger beim ersten Greenstart-Preis: "Nachhaltigkeit hat neben der ökologischen auch eine wirtschaftliche Dimension. Ob sozialer Erfolg oder Rendite, beides erreicht ein Gründer nur mit Unternehmergeist."

»Wenn jemand eine tolle Lösung für ein Problem findet, wird er damit auch Geld verdienen, in welchem Bereich auch immer«

Ingmar Höbarth

Was bei Greenstarts anders sei, sei nicht das "Mindset",sondern der Erklärungsbedarf, sagt Wutscher. "Diese Gründer verkaufen keine Äpfel, sondern haben oft Produkte oder Dienstleistungen im Angebot, für die es überhaupt keine Vorbilder gibt." Daher seien der Investitionsbedarf bei grünen Start-ups höher und die Durststrecke länger.

Aufmerksamkeit erhöhen

Sowohl für Layer-Wagner als auch für die beiden anderen Sieger beim ersten Greenstart, Awattar und 1001 Dach, war dabei der Weg von der Idee zum ersten Großkunden am schwierigsten-und die mediale Aufmerksamkeit durch den Wettbewerb habe als Turbo gewirkt. Awattar hat als Zwei-Mann-Team begonnen, inzwischen ist das Unternehmen fünf Mitarbeiter stark und einer der mehr als 130 miteinander konkurrierenden Stromversorger auf dem liberalisierten österreichischen Markt. Die Idee, Ökostrompreise wetterabhängig anzubieten, habe sich im ersten Jahr seit der Gründung gut durchgesetzt und zu rund 200 Kunden geführt-mit der stärkeren Verbreitung von intelligenten Stromzählern steige das Potenzial weiter, sagt Gründer Simon Schmitz. "Die größte Hürde zu Beginn war, dass man als Start-up bei Großkunden als riskant gilt. Greenstart hat da sehr geholfen, weil eine solche Auszeichnung die Glaubwürdigkeit enorm erhöht."

»Ich habe das Gefühl, je innovativer man ist, umso schwieriger ist es für einen Gründer«

Claus Baumgartner

Claus Baumgartner von 1001 Dach berichtet, dass gerade die Zeitungsberichte im Zuge des Wettbewerbs die ersten Kunden brachten. Sein Konzept einer Photovoltaik-,kurz PV-,Einkaufsgemeinschaft für Unternehmen sei einfach zu neu gewesen. "Auf die Idee, dass nicht nur Private oder Gemeinden, sondern auch KMU gemeinsam günstiger kleine PV-Anlagen errichten könnten, war zuvor noch niemand gekommen",sagt er. Nach dem Wettbewerb und nach vielen Informationsveranstaltungen sei das anders, aber der Eintritt für Gründer in die doch zumeist von Großkonzernen dominierte harte Business-Welt sei von Barrieren bestimmt. "Ich habe das Gefühl, je innovativer man ist, umso schwieriger ist es für einen Gründer",meint auch Schmitz.

Bedürfnisse erkennen

Was in der Realität zählt, ist nämlich nicht die Idee, sondern die Umsetzung, sagt Wutscher. "Nicht auf jeder Idee kann man ein Unternehmen aufbauen",sagt der Business Angel. Daher hält er auch wenig von Businessplänen, die aus Excel-Tabellen mit genauen Umsatz-und Gewinnprognosen bestehen. "Wir brauchen keine Excel-Jockeys, sondern Entrepreneurs, die Bedürfnisse auf dem Markt erkennen und Lösungen dafür entwickeln."

Ingmar Höbarth, Klimafonds
Ingmar Höbarth, Klimafonds(c) FOLTIN Jindrich / WB (FOLTIN Jindrich / WB)

Der Klima- und Energiefonds will bewusst jede Idee zum Wettbewerb zulassen-also auch solche, die sich noch im Konzeptstadium befinden und von einer Verwirklichung noch weit entfernt sind. "Greenstart soll aber genau dabei helfen, aus der Idee ein funktionierendes Geschäftsmodell zu machen", sagt Höbarth. "Unser Ziel ist, mehr grüne Geschäftsideen im heimischen Wirtschaftsleben nachhaltig zu etablieren." Dabei kommen die besten Einreicher, die es in die Runde für die Endauswahl für die Preisgelder schaffen, in ein intensives Coaching-Programm. Dort werden die Möglichkeiten der Umsetzung ausgelotet und den Gründern Netzwerke als Verbindung zu Geldgebern und in die Konzernwelt geboten.

Neben den bisherigen Greenstart-Themen Mobilität, Erneuerbare Energie und Energieeffizienz kommt bei der zweiten Runde das Thema Landwirtschaft hinzu. Höbarth erwartet viele spannende Einreichungen: "Die Landwirtschaft ist ein weißer Fleck auf der Landkarte der heimischen Start-up-Szene, ich hoffe, dass sich das jetzt ändert."

Grüne Business-Ideen gesucht - Preisgelder warten

Der Wettbewerb Greenstart geht in die zweite Runde: Nach dem großen Erfolg des ersten Greenstart, bei dem die drei Preisträger Awattar, Ökogotschi und 1001 Dach hießen, soll Greenstart jedes Jahr stattfinden. Das Ziel ist, die Marktdurchdringung innovativer und nachhaltiger Technologien und Dienstleistungen zu fördern. Ab sofort sucht der Klima-und Energiefonds in Kooperation mit dem Umweltministerium wieder zukunftsfähige Business-Ideen. Neben den Einreichkategorien Erneuerbare Energie, Energieeffizienz und Mobilität können heuer zusätzlich innovative Klimaschutzideen für die Landwirtschaft eingereicht werden. Die Einreichung erfolgt über ein Online-Formular auf der Website www.greenstart.at.

Im ersten Schritt können Privatpersonen oder junge Unternehmen ihre neue Idee bis zum 20. Dezember 2015 einreichen. Nach Einreichungsschluss wählt die Jury die zehn vielversprechendsten Ideen aus. Diese erhalten je 6000 € für die Qualifizierungsphase, in der in individuellen Workshops und Coachings aus der anfänglichen Idee ein ausgereiftes Geschäftsmodell erarbeitet werden soll. Eine erneute Bewertung entscheidet schließlich über die drei Gewinnerprojekte. Die Sieger erhalten jeweils 15.000 € Preisgeld.

"Der Erfolg aus dem vergangenen Jahr zeigt: Das Land braucht innovative junge Unternehmer und Start-ups, um eine nachhaltige Entwicklung voranzutreiben",sagt Umweltminister Andrä Rupprechter. "Als Teil des Unternehmens Energiewende schaffen die Greenstarter Green Jobs und stärken den Wirtschaftsstandort."

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