Lehrer: Lücke, aber kein Engpass

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Das Bildungsministerium geht davon aus, dass trotz vieler Pensionierungen und einer längeren Lehrerausbildung der Bedarf gedeckt werden kann – punktuell mit Quereinsteigern.

Wien. Bis zum Jahr 2025 werden laut Bildungsministerium knapp 34.000 der insgesamt rund 120.000 heimischen Lehrer in Pension gehen, gleichzeitig werden durch die längere neue Lehrerausbildung 2017/2018 weniger Junglehrer als bisher auf den Markt kommen. Während manche vor einem drohenden Lehrermangel und konkret bis zu 10.000 unbesetzten Klassenzimmern gewarnt haben, erwartet man im Büro von Bildungsministerin Sonja Hammerschmid (SPÖ) keine Engpässe beim Personal. Nun hat das Bildungsressort seine Prognosen für den künftigen Lehrerbedarf und die erwarteten Junglehrer vorgelegt.

1 Wird es an den Volksschulen genügend Lehrer geben?

Das Bildungsministerium meint: Ja. 2017/2018 gibt es eine Lücke bei den neuen Volksschullehrern. Fertig werden hier nur jene, die verzögert das alte Studium abschließen. Der erste Jahrgang aus der neuen Lehrerausbildung wird erst im Jahr darauf fertig. Dieser Ausfall könne aber laut Ressort durch jene Lehrer abgedeckt werden, die auf der Warteliste stehen. Das sind derzeit österreichweit rund 2500 Volksschullehrer. In den Jahren danach soll es laut Prognosen sogar wieder mehr neu ausgebildete Volksschullehrer geben, als nötig wären, um den Bedarf abzudecken, der aus Pensionierungen und steigenden Schülerzahlen entsteht und stetig größer wird. 2018/2019 soll es laut der Prognose 1377 neue Lehrer für 1192 offene Lehrerstellen geben, im Sommer 2020 sollen es 1470 Absolventen für 1194 Stellen sein.

2 Wie sieht es laut Bildungsministerium in der Sekundarstufe aus?

Bei der Neuen Mittelschule könnte es ein bisschen knapper werden. Für die NMS-Lehrer verlängert sich die Ausbildung ebenfalls – je nach Standort wurde damit früher oder später begonnen. Das Bildungsministerium rechnet 2017/2018 (im Südosten) und 2018/2019 (im Rest Österreichs) mit weniger Junglehrern. Mit den knapp 900 Lehrern, die derzeit auf der Warteliste stehen, wird man diese Lücken auch laut Ministerium nicht ganz decken können. Sie sollen auch durch Quereinsteiger gefüllt werden, für die es auch in dem neuen Ideenpapier von Kanzler Christian Kern (SPÖ) Pläne gibt (siehe Seiten 2 und 3). Bei den AHS- und BMHS-Lehrern erwartet das Ministerium wegen der durch die gemeinsame Lehrerausbildung für die Sekundarstufe nun für alle verpflichtenden Aufnahmetests eine kürzere Studiendauer und weniger Abbrecher. Insgesamt könne mit einem „realistischen Durchschnittswert“ von 2500 Abschlüssen pro Jahr (zuletzt waren es 2700) der Bedarf im Wesentlichen gedeckt werden. Zusätzlich erwartet das Ministerium, dass die besonders starken Anfängerzahlen in den Studienjahren 2011 bis 2013 für mehr Absolventen sorgen werden.

3 Sind die Prognosen des Bildungsministeriums (zu) optimistisch?

Der grüne Bildungssprecher, Harald Walser, der die Debatte über den Lehrermangel angestoßen hat, zweifelt daran, ob sich das alles so ausgehen wird, wie das Ministerium argumentiert. Etwa, was das Abdecken der Ausbildungslücke angeht. Dass ein Teil der offenen Posten wie vom Bildungsressort angekündigt über Wartelisten besetzt werden kann, ist für den ehemaligen AHS-Direktor unrealistisch. Viele Kandidaten stünden zu dem Zeitpunkt nämlich gar nicht wirklich zur Verfügung, weil sie inzwischen einen anderen Job gefunden hätten. Er fordert daher unter anderem mehr Investitionen in die Lehrerausbildung und attraktive Ausbildungsangebote für Quereinsteiger – in die Richtung gehen auch die Ideen von Kanzler Kern.

4 Wie sieht es mit den Lehrern in der wachsenden Stadt Wien aus?

Wien wächst – und braucht daher viele Lehrer. Im Wiener Stadtschulrat rüstet man sich daher. Man geht davon aus, dass für die Volksschulen und die Neuen Mittelschulen zusätzlich Lehrer gebraucht werden. Und hat daher, wie „Die Presse“ berichtet hat, eine eigene Taskforce eingerichtet, die Maßnahmen prüft, um zu diesen Lehrern zu kommen. (APA/beba)

Auf einen Blick

Bis 2025 werden laut einer Prognose des Bildungsministeriums knapp 34.000 Lehrer in Pension gehen. Durch die Umstellung auf die neue Pädagogenausbildung werden außerdem in einzelnen Jahren weniger Junglehrer als bisher ihr Studium abschließen. Bei den Volksschulen 2017/18, in der Sekundarstufe je nach Region in einem der zwei Jahre danach. Im Bildungsministerium erwartet man aber keinen Engpass. Der Absolventenausfall soll durch Lehrer auf der Warteliste und Quereinsteiger gedeckt werden.

(APA)

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