An Kerns Uni-Plänen gibt es aus den eigenen Reihen Kritik. Die Universitäten sind begeistert: Die SPÖ wurde wachgeküsst.
Eine der ersten kritischen Reaktionen auf die Rede von Bundeskanzler und SPÖ-Chef Christian Kern ist Mittwochabend ausgerechnet aus den eigenen Reihen gekommen: Dass Kern eine Studienplatzfinanzierung inklusive Platzbeschränkungen will, ist für den roten Studierendenverband VSStÖ ein „deutlicher Angriff auf den offenen und freien Hochschulzugang“.
Mit einem Ausbau der Studienplatzfinanzierung verabschiede sich die SPÖ damit „de facto vom freien Hochschulzugang“, schrieb der VSStÖ in einer Aussendung, die noch während des knapp zweistündigen Auftritts des SPÖ-Chefs veröffentlicht wurde. Der freie Hochschulzugang stelle eine „Errungenschaft der Kreisky Ära“ dar, „von der auch Kern selbst noch als Student profitiert hat und diese nun mit Füßen tritt“.
Der Plan pro Student und Studentin eine gewisse Summe festzulegen, die qualitative Lehre und ein gutes Betreuungsverhältnis gewährleistet, ist grundsätzlich keine schlechte Idee. Der Fehler wird beim Weiterdenken des Modells begangen. Die Anzahl der Studierenden orientiert sich hierbei an der zur Verfügung gestellten Finanzmittel und nicht umgekehrt.
„SPÖ wurde wachgeküsst“
Die Unis sind dagegen begeistert. „Vor wenigen Tagen habe ich der SPÖ noch einen hochschulpolitischen Dornröschenschlaf attestiert“, sagt Rektorenchef Oliver Vitouch. „Nun wurde sie wachgeküsst.“ Vitouch hofft auf eine Auflösung der Blockaden zwischen SPÖ und ÖVP in der Hochschulpolitik. „Sollte diese 2017 tatsächlich umgesetzt werden, dann hätte die Koalition ein Musterbeispiel für sachliche, lösungsorientierte, von Dogmen befreite Regierungsarbeit geliefert.“
„Über die genannten Details muss man sicher noch diskutieren“, hält Vitouch fest. Aber das Programm beweise Aufmerksamkeit für die Rolle der Universitäten und ihrer Studierenden für die künftige Prosperität des Landes, und lasse die Ambition erkennen, Dinge zum Besseren zu wenden.
(beba)