USA: Bankengewinne beflügeln Wall Street

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Der Dow-Jones-Index hat erstmals seit einem Jahr wieder die 10.000-Punkte-Marke durchbrochen. Den Tiefpunkt erreichte der Aktienindex im März mit einem Wert von 6547 Punkten.

washington/NEW YORK. Baseballkappen flogen in die Luft, auf dem Parkett brach Jubel aus, die Broker an der Wall Street lagen sich in den Armen: Erstmals seit einem Jahr hat der Dow-Jones-Index, das Barometer der New Yorker Börse, am Mittwoch die psychologisch wichtige 10.000-Punkte-Marke durchbrochen. Am Donnerstag eröffneten die US-Börsen jedoch schwächer. „Das letzte Mal, als wir die Zahl 10.000 aufleuchten sahen, waren wir auf dem Weg nach unten“, sagte ein Händler. Schon sprechen die ersten von einem „Meilenstein“, Analysten warnen jedoch vor voreiliger Euphorie. Seit dem Einbruch der Finanzmärkte befand sich der Aktienindex im freien Fall, den Tiefpunkt erreichte er im März mit einem Wert von 6547 Punkten.

Verantwortlich für die Hausse an der Wall Street waren zunächst die Gewinne der US-Banken im dritten Quartal. Hat JP Morgan am Mittwoch mit einem Gewinn von 3,6 Mrd. Dollar die Aktien in die Höhe getrieben, so gab Goldman Sachs am Donnerstag ein Plus von drei Mrd. Dollar bekannt. Schlechter läuft es bei der Citigroup mit einem Verlust von 3,2 Mrd. Dollar.

Konjunktur zieht langsam an

In den USA kommt allmählich der Einzelhandel in Schwung. Die überdurchschnittlich guten Bilanzen des Chip-Konzerns Intel sowie des Pharma-Unternehmens Pfizer haben die Kurse beflügelt. Die US-Notenbank hat ihre Konjunkturerwartung leicht nach oben revidiert. Sie geht jedoch nicht davon aus, dass sich die Anzeichen für eine Erholung der Wirtschaft bald auf dem Arbeitsmarkt niederschlagen werden. Experten erwarten, dass die Arbeitslosenquote im Winter die Zehn-Prozent-Marke überspringen wird.

Viele Firmen kämpfen mit der schwankenden Wirtschaftslage und scheuen davor zurück, neue Arbeitskräfte einzustellen. Allein an der New Yorker Börse ist in den vergangenen fünf Jahren fast die Hälfte der Jobs verloren gegangen. Zugleich ist der Dollar-Kurs noch weiter gesunken, der Schuldenstand der USA beläuft sich auf 50,8 Billionen Dollar – und hat sich innerhalb von zehn Jahren verdoppelt.

Die Investoren lassen sich davon nicht irritieren und setzen wieder auf Risiko. Laut einer Umfrage der Bank of America strömen Vermögensverwalter mit frischem Kapital in die Finanzmärkte, um nicht gegenüber der Konkurrenz das Nachsehen zu haben. Und auch die Banken und Investmentfirmen kehren zur alten Mentalität zurück.

Das „Wall Street Journal“ hat die Partystimmung mit einem Bericht vermiest, wonach die US-Finanzbranche heuer Boni im Ausmaß von 140 Mrd. Dollar ausschütten werde.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.10.2009)

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