Kompromiss. Land Hessen soll Widerstand aufgeben.
Frankfurt. Showdown in Wiesbaden: Topmanager von Deutscher Börse und London Stock Exchange (LSE) wollen am Dienstag bei einem Spitzentreffen versuchen, den Widerstand des Landes Hessens gegen die Megafusion zu überwinden. Dabei geht es auch um den Sitz des fusionierten Unternehmens. Deutsche Politiker und Aufsichtsbehörden haben deutlich gemacht, dass die Holdinggesellschaft der Megabörse nach dem Brexit-Votum nicht wie geplant in London angesiedelt sein kann.
Die Zustimmung der hessischen Börsenaufsicht gilt neben der Prüfung der EU-Kommission als größte Hürde für die gut 25 Mrd. Euro schwere Fusion. Für grünes Licht aus Brüssel sieht die Deutsche Börse Insidern zufolge inzwischen relativ gute Chancen, in Hessen sei die Lage schwieriger. Die Börsenaufsicht hat große Bedenken gegen den Zusammenschluss, weil sie mangelnde Kontrollmöglichkeiten fürchtet.
Die Behörde hätte laut Börsengesetz zwar rechtlich Zugriff auf die Holding in London und könnte dieser etwa die Stimmrechte für die deutsche Tochter entziehen. Es wird jedoch bezweifelt, ob man dies im Streitfall auch vor einem britischen Gericht einklagen könnte. Zudem wäre es aus Sicht von Experten für die Behörde quasi unmöglich, bei einem Zerwürfnis mit London rasch einen neuen Betreiber für die Frankfurter Wertpapierbörse zu finden. (Reuters)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.01.2017)