Facebook will in Deutschland gegen Fake-News vorgehen

imago/Christian Ohde
  • Drucken

Facebook zieht im Kampf gegen Falschmeldungen das deutsche Recherche-Portal Correctiv zu Rate. User sollen künftig Fake-News markieren können.

Fake-News sollen dazu beigetragen haben, dass Donald Trump Präsident werden konnte. Hauptverantwortlich für die Verbreitung der gezielten Falschmeldungen soll Facebook sein. Um negative Schlagzeilen zu verhindern, will Facebook im Jahr der Bundestagswahl in Deutschland härter gegen die Verbreitung gefälschter Nachrichten vorgehen. Als Partner werde das Recherchezentrum Correctiv von Nutzern gemeldete Inhalte prüfen und gegebenenfalls als zweifelhaft auszeichnen, kündigte das weltgrößte Online-Netzwerk am Sonntag an.

Außerdem sollen ähnlich wie in den USA die Möglichkeiten, mit sogenannten Fake News Geld zu verdienen, eingedämmt werden. Facebook war massiv kritisiert worden, nachdem sich im US-Wahlkampf in großem Stil Falschmeldungen über das Netzwerk ausbreiteten.

Mehrstufiger Prüfungsprozess

Die Nutzer werden die Möglichkeit bekommen, einen Beitrag als potenzielle Falschmeldung zu markieren, erklärte der zuständige Facebook-Manager Guido Bülow. Damit werde ein mehrstufiger Prozess der Prüfung eingeleitet, am Ende werde neben einem Beitrag mit als falsch erkannten Informationen ein entsprechender Warnhinweis stehen sowie eventuell ein Link zu einem Artikel mit tatsächlichen Fakten. "Das Posting an sich verschwindet nicht auf der Plattform, wir verstecken es nicht, Leute können es weiterhin teilen." Der Warnhinweis bleibe aber bei der weiteren Verbreitung angeheftet. "Es kann auch sein, dass wir bei unglaubwürdigen Artikeln die Sichtbarkeit reduzieren."

Im US-Wahlkampf sollen einige ein gutes Geschäft damit gemacht haben, aufsehenerregende Nachrichten zu erfinden: Sie wurden von Nutzern angeschaut und weiterverbreitet - und die dabei angezeigte Werbung ließ bei den Autoren die Kassen klingeln. Dagegen will Facebook nun vorgehen, wie in den USA bereits Mitte Dezember angekündigt wurde. "Wenn es sich um Klickschleudern handelt, die in der Vergangenheit schon häufiger mit Fälschungen aufgefallen sind, könnte es für das System ein Signal sein, sie eher herauszufiltern", erklärte Bülow.

Correctiv bekommt kein Geld von Facebook. "Wir sind überzeugt, dass alles getan werden muss, um der Verbreitung von gefälschten Nachrichten in sozialen Netzwerken entgegenzutreten", erklärte der Leiter des Recherchezentrums, David Schraven. Facebook will auch weitere Partner für den Kampf gegen gefälschte Nachrichten gewinnen.

(APA/DPA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

PERU-APEC-SUMMIT
Der Mediator

Wer kontrolliert, was Facebook löscht?

Die Große Koalition in Berlin will hohe Geldstrafen für soziale Plattformen einführen, die Fake News und klagbares Material nicht rasch genug von ihren Internetseiten entfernen. Doch solche Großkonzerne wollen selbst die Regeln bestimmen.
Symbolbild: Fake News
Internet

"Phänomen Fake News ist nicht allein durch Strafkultur zu lösen"

SPÖ-Staatssekretärin Duzdar fordert eine "gesellschaftliche Debatte" über Falschmeldungen im Internet. ÖVP-Mediensprecher Amon schlägt eine parlamentarische Enquete zu dem Thema vor.
Internet

Fake News: Europa sucht nach der Wahrheit

EU-Kommissionspräsident Juncker will prüfen, ob Google, Facebook und Co. entschieden genug gegen Falschmeldungen vorgehen. In Deutschland wird über schärfere Strafen nachgedacht.
Internet

Das Regelwerk Facebooks bei gemeldeten Postings

Ein ehemaliger Mitarbeiter, der mit 600 Kollegen die Löschanträge von Facebook-Nutzern bearbeitete, erzählte "Mobile Geeks" welches Regelwerk dem Vorgehen zugrunde liegt.
Im US-Wahlkampf hatten Falschnachrichten für Aufregung gesorgt.
Internet

Facebook: "Wollen nicht entscheiden, was wahr ist"

Facebook ziehe sich im Kampf gegen Falschnachrichten nicht aus der Verantwortung, sagt die Geschäftsführerin. Eine externe Firma soll sich um das Löschen kümmern.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.