Rasinger: Ansprüche von Libro-Anlegern schon verjährt

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LIBRO(c) AP (Ronald Zak)
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Die Justiz hätte sich innerhalb von drei Jahren der Causa Libro annehmen müssen, nun sind die Ansprüche der Anleger teilweise schon verjährt. IVA-Präsident Wilhelm Rasinger glaubt, dass der Prozess bewusst gebremst wurde.

In der Causa Libro sieht Anlegerschützer Wilhelm Rasinger trotz der nun eingebrachten Anklage die Felle der Anleger bereits weitgehend davongeschwommen. Auch wenn es zu Verurteilungen käme, wäre es mehr als unsicher daraus Ansprüche von Anlegern auf Schadenersatz abzuleiten, meinte IVA-Präsident Rasinger. Die Verjährungsfristen hätten nämlich schon teilweise gegriffen. Nach der Kapitalmarkt-Prospekthaftung gebe es nur eine dreijährige Haftung.

Drei Jahre Verjährungsfrist

Hätte die Justiz innerhalb von drei Jahren einen Prozess und allenfalls auch eine rechtskräftige Verurteilung erzielt, so wären die Ansprüche geschädigter Anleger wohl gewahrt geblieben, sagte der Chef des Interessensverbandes für Anleger (IVA).

Außerdem hätte eine raschere Behandlung der Causa durch die Justiz vermutlich präventiv auf Vorgänge wie bei Meinl, AvW und der Immofinanz gewirkt, vermutet Rasinger. Wenn man gesehen hätte, dass solches Vorgehen Konsequenzen hat, wäre das Wirtschaftsgeschehen vermutlich davon beeinflusst worden, so der Anlegerschützer.

Justiz nicht alleine schuld

Rasinger will den Schwarzen Peter aber nicht alleine der Justiz zuschieben. In der Libro-Causa seien offenbar zahlreiche Anträge, Interventionen etc. eingebracht worden, die das Verfahren verlangsamt hätten. Auch dies habe wohl zum "Schneckentempo" der Behandlung durch die Justiz beigetragen. Möglicherweise hätten während der langen Dauer der Ermittlungen auch Staatsanwalt bzw. U-Richter gewechselt. Trotzdem sei er froh, dass es nun zu einem Prozess komme - "aus hygienischen Gründen".

Konkurs Mitte 2002

Libro hat Mitte 2001 Ausgleich und Mitte 2002 Konkurs angemeldet. Die seit 2002 laufenden Ermittlungen der Justiz haben nun zu einer Anklage wegen schweren Betrugs und Untreue geführt. Der Prozess wird für die zweite Jahreshälfte 2010 erwartet. Der Konkurs der Buch- und Papierhandelskette Libro AG hat tausende Kleinanleger und zahlreiche Gläubiger viel Geld gekostet. Das im Gerichtsauftrag erstellte Sachverständigengutachten listet eine Reihe von Verfehlungen auf: So soll Libro schon vor dem Börsengang Ende 1999 "buchmäßig überschuldet" gewesen sein. Im Börsenprospekt wurde das laut Gutachten aber nicht hervorgehoben. Investoren, die in gutem Glauben Libro-Anteile gezeichnet hatten, sollen damit bewusst getäuscht worden sein. Für die Beteiligten gilt die Unschuldsvermutung.

(APA)

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