Die Terrormiliz wütet in der syrischen Unesco-Weltkulturerbestätte. Neben dem Amphitheater zerstörte der IS das Tetrapylon.
Die Extremistengruppe Islamischer Staat (IS) hat in der syrischen Wüstenstadt Palmyra erneut weltberühmte antike Baudenkmäler zerstört. Das von den Römern erbaute Tetrapylon - ein über der wichtigsten Straßenkreuzung errichteter viereckiger Prunkbau - sei zerstört worden, teilte der Direktor der syrischen Antikensammlungen Maamun Abdelkarim am Freitag mit.
Auch die Fassade des einstigen römischen Theaters liegt demnach in Trümmern. Auf Satelliten-Aufnahmen, die Abdelkarim veröffentlicht hat, ist zu sehen, dass von ursprünglich 16 Säulen des Tetrapylons nur noch vier stehen. Das Monument markierte ein Ende der Kolonnade von Palmyra. Die einzigartigen, über 1800 Jahre alten Ruinen zählen zu dem UNESCO-Weltkulturerbe.
Die Jihadistenmiliz IS hatte Palmyra erstmals im Mai 2015 eingenommen. Während ihrer Herrschaft zerstörten die IS-Kämpfer dort zahlreiche einzigartige Kulturgüter, darunter den berühmten Baal-Tempel, den prachtvollen Triumphbogen und mehrere antike Grabtürme. Auch im Museum der Stadt richteten die Dschihadisten Chaos an. Nach ihrer Vertreibung im März 2016 eroberte die IS-Miliz die Stadt im Dezember ein zweites Mal.
Teilweise moderne Nachbauten
Die zerstörten Monumente sind teilweise moderne Nachbauten. Von den 16 Säulen des massiv beschädigten Tetrapylons ist nur eine ein Original aus römischer Zeit, wie Andreas Schmidt-Colinet, Professor für Archäologie an der Universität Wien, der dpa erklärte. Die anderen Säulen seien Anfang der 1960er-Jahre rekonstruiert worden.
Das ebenfalls zerstörte Tor der Bühnenwand des Amphitheaters wurde demnach bis Anfang der 1990er-Jahre restauriert. Dafür seien Originalteile und modernes Material verwendet worden, sagte Schmidt-Colinet. Bei dem Giebel des Tores habe es sich um ein Original gehandelt. Bilder des Satellitenprogramms der Vereinten Nationen (UNOSAT) bestätigten die neuen Zerstörungen in Palmyra.
"Barbarischer Akt"
Russlands Außenminister Sergej Lawrow sprach von einem barbarischen Akt und rief zum gemeinsamen Kampf gegen den Terrorismus auf. Es brauche erst einen Donnerschlag, damit die internationale Gemeinschaft in Bewegung komme, sagte er der Agentur Interfax zufolge.
(red.)