Michael Häupl mag das Spiel mit Erwartungen. Und er trifft Entscheidungen gern im kleinsten Kreis. Mit dieser Taktik hat er die Partei lang erfolgreich regiert.
Aber sie funktioniert nicht immer: Der Wiener Bürgermeister präsentierte ein Personalpaket, das seine Kritiker schwer zufriedenstellen wird. Der Umfang ist minimal, das Enttäuschungspotenzial maximal. Denn für jene, die auf einen Umbau gedrängt haben, ist nicht viel dabei. Friedensangebot an den Flächenbezirke-Freundeskreis und den Faymann-Gedenkverein ist das keines. Michael Häupl hat – vielleicht auch, um nur ja nicht als Getriebener dazustehen – mit seiner Personalauswahl im internen Flügelkampf deutlich (linke) Position bezogen.
Gleichzeitig setzt er – wieder einmal – auf den Faktor Zeit. Eine Arbeitsgruppe, in der beide Flügel vertreten sind, soll die Themen für den Parteitag vorbereiten. Ob das allein reicht? Michael Häupl ist jedenfalls mit seiner Minirochade ein Risiko eingegangen. Sollte sein Vorschlag im Parteiausschuss/Gemeinderat nicht durchgehen, tickt die Uhr.
Inhaltlich lässt Häupls Entscheidung einerseits zweifeln: Sandra Frauenberger hat als Krisenmanagerin – Stichwort Kindergärten – bisher nicht geglänzt. Nun bekommt sie ein Dauerkrisenressort. Andererseits war es für Jürgen Czernohorszky höchste Zeit aufzusteigen. Und möglicherweise einzusteigen. In den Ringkampf um den Bürgermeistersessel.
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