Der US-Präsident legt sich in der CIA-Zentrale wegen der Teilnehmerzahlen seiner Angelobung mit den Medien an und kritisiert, dass die USA das irakische Erdöl nicht an sich gerissen haben.
Washington. Donald Trump begann sein erstes Wochenende als Präsident der USA mit faktenwidrigem Selbstlob über seine Angelobung vor dem Kapitol, einem neuen Scharmützel mit den Medien und der Ankündigung, die USA werde vielleicht eine neue Gelegenheit haben, die irakischen Erdölreserven als „Kriegsbeute“ an sich zu nehmen, um auf diese Weise die Terrororganisation Islamischer Staat „vom Angesicht der Welt“ zu löschen.
Trump nutzte seinen Antrittsbesuch im Hauptquartier des Auslandsgeheimdienstes CIA, um sich über die seiner Ansicht nach falschen Angaben der Medien über die Zahl der Menschen bei der Amtseinführung am Freitag zu echauffieren. „Der Grund, warum ich als Erstes zu Ihnen komme, ist, dass ich, wie Sie wissen, einen Krieg mit den Medien am Laufen habe. Das sind einige der unehrlichsten Menschen auf der Welt“, sagte Trump am Samstag vor rund 300CIA-Mitarbeitern und einer eigens beigestellten Entourage von Unterstützern.
Mehr Leute bei Frauenmarsch
Trump behauptete, die Medien würden fälschlich berichten, dass er eine Fehde mit den amerikanischen Geheimdiensten habe. „Das genaue Gegenteil ist der Fall. Ich wollte Ihnen nur sagen, dass ich Sie liebe. Es gibt niemanden, den ich mehr respektiere.“ Diesen Bekundungen stehen Trumps wiederholte Angriffe – in Interviews, Ansprachen und auf Twitter – gegenüber, in denen er den Geheimdiensten eine Verschwörung gegen ihn mit Methoden wie „Nazideutschland“ vorgeworfen hat. Anlass dafür war ein Dossier über die angebliche Erpressung Trumps durch Russlands Geheimdienste, das er und sein Vorgänger, Barack Obama, vorletzte Woche von den Chefs der US-Dienste zur Kenntnisnahme erhalten hatten.
Trump behauptete weiters, die Medien hätten über die Zahl der Teilnehmer an seiner Amtseinführung gelogen. „Die Rede, alle mochten die Rede, man musste sie mögen, nicht wahr?“, sagte Trump. „Ich blickte voraus. Das Feld war . . . Es sah aus wie eine Million, eineinhalb Millionen Menschen.“ Später schickte er seinen Pressesprecher Sean Spicer vor, um zu behaupten, die National Mall zwischen Kapitol und Washington Monument sei voller Menschen gewesen.
Über die genaue Teilnehmerzahl gibt es keine offiziellen Angaben, Trumps und Spicers Aussagen sind dennoch nachweislich falsch. Erstens gab es laut den elektronisch erfassten Passagierzahlen des Washingtoner U-Bahn-Systems am Freitag um elf Uhr, also eine Stunde vor Trumps Antrittsrede, 193.000Fahrten. Zum selben Zeitpunkt vor vier Jahren waren es 317.000 gewesen, am 20. Jänner 2009, bei Obamas erster Angelobung, waren es 513.000. Am gesamten Freitag gab es 571.000 Fahrten mit Washingtons U-Bahn, im Jahr 2013 bei Obamas zweiter Amtseinführung waren es 782.000.
Zweitens waren während Trumps Rede große Flächen auf der Mall, auf der Höhe des Air & Space Museum, die vor vier Jahren äußerst voll waren, spärlich besucht. „Presse“-Mitarbeiter konnten vor vier Jahren die Menschenmassen nicht durchdringen, um an diese Stelle zu kommen, heuer hingegen konnte man ungehindert Hunderte von Metern über die Mall spazieren.
Trump dürfte, basierend auf den U-Bahn-Passagierzahlen, auch weniger Menschen als die Veranstalterinnen des Frauenmarschs am Samstag auf die Mall gebracht haben. Da gab es nämlich mehr als 597.000 Fahrten. In New York nahmen rund 400.000 an einer gleichartigen Demonstration gegen Trumps frauenfeindliche Aussagen und Handlungen teil, in Los Angeles waren es ebenfalls Hunderttausende, in Boston rund 175.000.
„Behalten wir das Öl“
Trump kritisierte zudem, dass die USA die Ölreserven des Irak nicht requiriert haben: „Die alte Aussage ,Dem Sieger die Kriegsbeute‘, Sie erinnern sich? Man hat immer gesagt: ,Behalten wir das Öl.‘ Hätten wir das Öl behalten, hätten wir vielleicht Isis nicht.“ Trump schien sich dessen nicht bewusst zu sein, dass das Regime von Syriens Diktator, Bashar al-Assad, Rohöl und Gas vom IS kauft und raffiniert. „Wir hätten das Öl behalten sollen. Aber okay. Vielleicht bekommen wir eine neue Chance“, sagte Trump.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.01.2017)