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Seilbahnhersteller Doppelmayr hat Sorgen in Venezuela

People sit inside cable cars of the green line, an urban ropeway serving between El Alto and La Paz inaugurated today, at a station in La Paz
Station einer Doppelmayr-Seilbahn in La Paz. Aktuell gibt es dort drei Bahnen, weitere sechs sind geplant.(c) REUTERS ( David Mercado)
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Die Vorarlberger Unternehmensgruppe Doppelmayr wächst weltweit mit touristischen und urbanen Seilbahnprojekten. Einzig in Venezuela gibt es erhebliche Probleme.

Wien. Die instabile politische und wirtschaftliche Lage in Venezuela schlägt auch auf den Vorarlberger Seilbahnenhersteller Doppelmayr durch: Das Unternehmen, das in den vergangenen Jahren eine Reihe von Projekten in dem krisengeschüttelten südamerikanischen Land realisierte, hat seine Geschäfte dort mittlerweile völlig heruntergefahren. Aktuell betrifft das vor allem das Seilbahnprojekt in der venezolanischen Hauptstadt, Caracas.

Der Weiterbau der Phase 2 des urbanen People-Mover-Projekts – einer 1,15 Kilometer langen Anlage mit zwei Stationen – werde „erst nach Bezahlung der überfälligen Forderungen angestrebt“, heißt es im Lagebericht zur Bilanz der Doppelmayr Holding AG für das Geschäftsjahr 2015/16. Und weiter: „Lieferungen erfolgen nur noch gegen Vorkasse.“

Wegen der politischen Situation und fehlender Finanzmittel beim Kunden bestehe das Risiko der Einstellung des Projekts. Noch ist es aber nicht so weit, wie Doppelmayr-Sprecher Ekkehard Assmann erklärt: „Einen Rückzug aus Venezuela gibt es nicht. Unser aktuelles Projekt ist aber on hold, wir sind dort auf sehr kleiner Flamme unterwegs.“ Die Phase 1 der Stadtseilbahn in Caracas – eine 850 Meter lange Verbindung zwischen zwei Erhebungen mit drei Stationen – funktioniere jedoch und sei auch bezahlt worden, ebenso wie die 2016 fertiggestellte Pendelbahn in der Bergstadt Merida.

 

Viel Geschäft in Asien

Abgesehen von Venezuela entwickle sich der süd- und mittelamerikanische Markt für Doppelmayr sehr zufriedenstellend, sagt Assmann. Ein Beispiel: das Seilbahnprojekt in der bolivianischen Hauptstadt, La Paz. „Bis Mitte 2016 wurden auf der elf Kilometer langen Strecke mehr als 50 Millionen Menschen transportiert.“ Derzeit bestehe die Anlage aus drei Bahnen, im Endausbau sollen es neun mit einer Gesamtlänge von 30 Kilometern sein.

Bei den touristischen Seilbahnen lag das Volumen 24 Prozent über dem Schnitt der vergangenen vier Jahre. Treiber sind da Österreich, Deutschland und die Schweiz. Die wesentliche Steigerung holt sich Doppelmayr momentan aber aus Asien – so kamen aus China zuletzt zehn Aufträge, in sieben weiteren asiatischen Ländern wurden Neuanlagen gebaut. Russland zeige nach dem markanten Rückgang 2014/15 wieder eine steigende Tendenz, Nordamerika und Kanada bewegten sich auf dem Niveau der vergangenen drei Jahre.

Insgesamt errichtete die Doppelmayr-Garaventa-Gruppe im abgelaufenen Geschäftsjahr mit 85 Kunden weltweit 103 Seilbahnprojekte. Mit 2673 Mitarbeitern – 127 mehr als im Jahr davor – wurde ein Umsatz von 834 Millionen Euro erzielt, laut Assmann der zweitgrößte der Unternehmensgeschichte.

Das Konzern-EGT stieg im Geschäftsjahr 2015/16 auf 92 Millionen Euro, die Eigenkapitalquote legte von 55 auf 62 Prozent zu. In der Holding allein beträgt die Eigenkapitalquote sogar 94,16 Prozent. Das EGT ging im Einzelabschluss der Holding jedoch auf 7,45 Millionen Euro zurück, was gegenüber 2014/15 einem Minus von 82,56 Prozent entspricht. Vom Bilanzgewinn in Höhe von 4,08 Millionen Euro werden vier Millionen an die Aktionäre ausgeschüttet. Das sind Artur und Michael Doppelmayr, die je zehn Prozent an der Unternehmensgruppe besitzen, sowie die AMD-Privatstiftung, die 80 Prozent der Anteile hält und deren Stifter wiederum Vater Artur und Sohn Michael Doppelmayr sind.

Auch das laufende Geschäftsjahr 2016/17 entwickle sich bisher positiv, sagt Assmann. Neben etlichen neuen Anlagen im Alpenraum – in Österreich etwa die neue Verbindungsbahn am Arlberg, die erst vor Kurzem offiziell eingeweiht wurde – tue sich vor allem in Asien viel. Als Beispiel nennt er eine Seilbahn im Süden Vietnams, die über eine Länge von acht Kilometern zwei Inseln miteinander verbinde. „Die Arbeit geht uns nicht aus.“

 

Risiko Margenverfall

Dank des guten Auftragsbestands erwarte man für 2016/17 eine Steigerung des Umsatzes. Das Betriebsergebnis dürfte sich – wenn nichts Unvorhergesehenes passiert – auf dem Niveau der vergangenen fünf Jahre halten. Das wesentlichste Risiko für die Unternehmensgruppe bestehe in der Entwicklung des für sie relevanten Seilbahnmarkts sowie in einem weiteren Margenverfall. Ein solcher droht, wenn das Marktvolumen sinkt und zugleich neue Mitbewerber auftreten. Ausfallrisken bestehen insbesondere im Bereich der Forderungen aus Lieferungen und Leistungen, heißt es im Lagebericht.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.01.2017)