Die EU handle "mit böswilliger Absicht", sagt das Außenministerium. Das Dossier widersprach Ankara: Prediger Gülen sei nicht der Putschdrahtzieher, hieß es darin.
Das türkische Außenministerium reagiert mit harter Kritik an einem EU-Geheimbericht über den vereitelten Putsch im Juli. "Wenn die Geheimdienstorganisationen der EU wirklich ein solches Referat erstellt, dann ist es ein eindeutiger Beweis dafür, dass die EU mit böswilliger Absicht handelt", heißt es in einer am Dienstag veröffentlichten Mitteilung des türkischen Außenministeriums.
Die Mitteilung nimmt Bezug auf internationale Medienberichte. Bisher habe Ankara von der EU keine Bestätigung über das in Medien zitierte Dokument erhalten, wird in der Stellungnahme Ankaras mit der Überschrift "Wir erwarten eine Erklärung von den EU-Zuständigen" kritisiert.
Wie die "Presse" berichtete, hat die geheimdienstliche Analyseabteilung des Auswärtigen Amtes der EU (EUINTCEN) eine Studie anfertigen lassen, welche zu dem Schluss gekommen sein soll, dass Fethullah Gülen wahrscheinlich nicht hinter dem vereitelten Putschversuch steckte.
"Weder akzeptabel noch gewissenhaft"
Der muslimische Prediger Gülen gilt in der Türkei als Staatsfeind. Die amtliche Bezeichnung der Bewegung Gülens lautet Fetö. Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan und die islamisch-konservative AKP-Regierung machen den in den Vereinigten Staaten lebenden Geistlichen für den Putschversuch im Juli 2016 verantwortlich. Dieser hatte den Vorwurf zurückgewiesen
Es sei "höchst unwahrscheinlich", dass Gülen "eine Rolle bei dem Putschversuch gespielt" habe, hieß es in dem Bericht. In dem Geheimdienstbericht werde davor gewarnt, dass Präsident Erdogan die Revolte dazu nutzen könne, um "gegen die Widersacher des AKP-Regimes vorzugehen", hieß es. Die Analyse kommt zu dem Fazit: "Der Umsturzversuch war nur der Auslöser einer Säuberungswelle, die lange im Voraus vorbereitet wurde."
Der Geheimbericht sei "weit davon entfernt, den ehrenvollen Kampf des türkischen Volkes gegen den Putschversuch der FETÖ zu respektieren, unsere Demokratie und sogar unsere Terror-Märtyrer zu schützen", kritisiert das türkische Außenministerium nun. Solch ein Vorgehen sei "weder akzeptabel noch gewissenhaft."
(APA)