Roger Federer lässt die Szene bei den Australian Open staunen, der 35-jährige Schweizer erreichte gegen Murray-Bezwinger Mischa Zverev ohne Satzverlust das Halbfinale. Das bevorstehende Duell mit Landsmann und Freund Stan Wawrinka lässt ihn jubeln. „Es könnte nicht cooler sein.“
Melbourne/Wien. Roger Federers Hoffnungen, seiner einzigartigen Karriere einen 18. Grand-Slam-Titel hinzuzufügen, haben am Dienstag neue Nahrung erhalten. Im Viertelfinale der Australian Open in Melbourne besiegte der ehemalige Weltranglistenerste den deutschen Überraschungsmann Mischa Zverev mit 6:1, 7:5, 6:2. Federer steht damit zum bereits 13. Mal im Halbfinale des ersten Major-Turnier des Jahres.
Das unkonventionelle Serve-and-Volley-Spiel Zverevs bereitete dem 35-Jährigen längst nicht so viele Probleme wie in der Runde zuvor Andy Murray, der sensationell in vier Sätzen gescheitert war. Federer dominierte mit Aufschlag und Vorhand, die Netzangriffe des Herausforderers blieben oftmals wirkungslos. Federers Bilanz nach nur 92 Minuten Spielzeit las sich großartig: 65 Winner, nur 13 unerzwungene Fehler. „Ich hätte nie gedacht, dass ich so gut sein würde – und ich bin immer noch da“, sagte der Rechtshänder aus Basel, der die Saison 2016 verletzungsbedingt frühzeitig beenden und sechs Monate pausieren musste.
Die Vergangenheit macht Mut
Im Halbfinale kommt es am Donnerstag nun zum mit Spannung erwarteten Duell mit Landsmann Stan Wawrinka. Der amtierende US-Open-Champion hatte beim 7:6-6:4-6:3-Erfolg über Jo-Wilfried Tsonga wenig Mühe. Es ist das 22. Aufeinandertreffen der beiden Schweizer, Federer führt den Vergleich mit 18:3-Siegen an, hat gegen „Stan the Man“ noch nie auf Hartplatz verloren. „Ein Semifinale gegen Stan, es könnte nicht cooler sein“, befand der Routinier, der mit dem Erreichen des Viertelfinals schon sein primäres Ziel erreicht hatte. „Weiter habe ich nicht gedacht. Ehrlich gesagt wusste ich bis vor ein paar Tagen nicht einmal, dass Stan in meiner Tableauhälfte ist.“
Federer und Wawrinka haben sportlich keinerlei Geheimnisse voreinander, man kennt den Gegner in- und auswendig. „Stan und ich haben so oft miteinander trainiert, ich habe aufgehört zu zählen“, sagte der Weltranglisten-17., der Wawrinka „mit aggressivem Spiel“ bändigen möchte.
Auch Venus träumt weiter
Wie bei den Herren schickt sich mit Venus Williams auch in der Damenkonkurrenz eine arrivierte Spielerin an, nochmals Erstaunliches zu leisten. Die 36-jährige US-Amerikanerin, Siegerin von sieben Grand-Slam-Titeln, steht erstmals seit ihrem Finaleinzug vor 14 Jahren wieder im Halbfinale der Australian Open.
Nach dem 6:4, 7:6 gegen die Russin Anastasia Pawljutschenkowa plant die ältere Schwester von Serena Williams den großen Coup, sie sagt: „Das Turnier ist noch nicht vorbei.“ Nächste Gegnerin: Landsfrau Coco Vandeweghe. (cg)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.01.2017)