Franzobel nimmt ein historisches Schiffsunglück aus dem Jahr 1816 als Folie für seinen Roman „Das Floß der Medusa“. Damals kam es zu einer sozialen Segregation: Die sechs Rettungsbote fassten überwiegend Wohlhabende, übrige Passagiere wurden auf ein eilig gezimmertes Floß verfrachtet. Ein Kampf ums Überleben.
Am 2. Juli1816 lief die Fregatte Méduse, Flaggschiff eines französischen Flottenverbands, der Verwaltungsbeamte, Aussiedler, einen Missionar und ein Bataillon Soldaten in die westafrikanische Kolonie Senegal bringen sollte, in der Nähe von Cap Blanc vor Mauretanien auf Grund. Die sechs Rettungsbote fassten nur einen Teil der 400 Menschen an Bord, überwiegend jene, die der besseren Gesellschaft angehörten. Ein eilig gezimmertes Floß mit den restlichen 147 Personen sollte im Verband der Rettungsboote mitgeschleppt werden. Doch das Seil wurde gekappt, das manövrierunfähige Floß sich selbst überlassen. Nach 13 Tagen wurden 15 Männer gerettet, von denen fünf den Sommer nicht überlebten.
Schuld am Desaster waren Korruption und Fahrlässigkeit der Marineverwaltung, die mit Hugues Duroy de Chaumareys einen überzeugten Royalisten, aber völlig unerfahrenen Seemann zum Kapitän ernannt hatten. Wie sein Kollege der Costa Concordia fast 200 Jahre später brachte er sich als einer der Ersten in Sicherheit. Der skandalöse Vorfall wurde erst spät publik und dann rasch vertuscht.