Teheran setzt nach Anschlag Pakistan unter Druck

Der Iran fordert vom Nachbarland, den Chef der Untergrundgruppe „Soldaten Allahs“ auszuliefern.

ISTANBUL/TEHERAN.Für die Führung des Iran scheint klar, wohin die Spur führt. Einen Tag nach dem Anschlag auf Offiziere der iranischen Revolutionsgarden im Osten des Landes hat Teheran Pakistan beschuldigt, die Attentäter zu unterstützen. Man sei darüber informiert, dass „einige Agenten in Pakistan“ mit den terroristischen Elementen „kooperieren“, sagte Mahmoud Ahmadinejad am Montag. Teheran forderte von Pakistans Behörden, Abdolmalek Rigi, den Chef der sunnitischen Rebellengruppe „Jundallah“, auszuliefern. Diese hatte sich zu dem Attentat bekannt.

Pakistan wies die Vorwürfe zurück. Premier Sayed Yusuf Raza Gilani verurteilte den „schrecklichen Terrorakt“. Am Sonntag hatten zwei Selbstmordattentäter ein Blutbad angerichtet, als sich Kommandanten der iranischen Revolutionsgarden nahe der pakistanischen Grenze mit Stammesführern treffen wollten. Bei dem Anschlag starben 49 Menschen, darunter fünf hohe Kommandeure der Revolutionsgarden.

Die Gruppe Jundallah („Soldaten Gottes“) hat schon früher Angriffe auf die Revolutionsgarden verübt. Auch ein Attentat auf eine schiitische Moschee in Zahedan im Mai wird ihr angelastet. Dabei starben 25 Menschen und 80 wurden verletzt.

Beschuldigt wird vom Iran nicht nur Pakistan. Der Oberbefehlshaber der Landstreitkräfte der Revolutionsgarde, Mohammed Pakpur, behauptete, festgenommene Mitglieder der Jundallah hätten ausgesagt, dass die Gruppe in den Nachbarländern vom britischen und vom US-Geheimdienst ausgebildet und bewaffnet werde.

Verbindungen zu al-Qaida?

Die Provinz Sistan-Belutschistan, in der sich der Anschlag ereignete, gehört zu Teherans Sorgenkindern. Die Provinz ist halb so groß wie Deutschland, hat aber nur zweieinhalb Millionen Einwohner. Ethnische Gegensätze zwischen einheimischen Belutschen und Persern lassen sich ebenso instrumentalisieren wie der religiöse Gegensatz zwischen einheimischen Sunniten und der schiitischen Islamischen Republik Iran.

Aufgrund der Größe des Landes und der guten Bewaffnung der Drogenhändler gelingt es Teheran nicht, den Drogenschmuggel aus Afghanistan und – zu einem geringeren Teil – aus Pakistan zu unterbinden. Mit den Schmugglern kommen auch Waffen über die Grenzen.

Es ist ziemlich sicher, dass Jundallah auch über ein Netz von Beziehungen innerhalb der Stammesstrukturen der Belutschen beiderseits der Grenze verfügt und vom Drogenschmuggel profitiert. Zudem wird gemutmaßt, dass die Gruppe Verbindungen zu den Taliban und al-Qaida unterhält.

Die Frontverläufe in der Region sind wirr. Die Taliban kämpfen gegen die Nato in Afghanistan und gegen Pakistans Regierung. Aber auch das schiitische Regime des Iran und die sunnitischen Taliban sind Todfeinde.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.10.2009)

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