Bericht: Mutmaßliche Moschee-Attentäter waren Studenten

Sicherheitskräfte nach einer Schießerei in Quebec
Sicherheitskräfte nach einer Schießerei in Quebec(c) APA/AFP (ALICE CHICHE)
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Einer der Verdächtigen soll aus Marokko stammen, meldet Radio Canada. Islamfeindliche Verbände distanzieren sich von dem Anschlag, bei dem sechs Menschen starben.

Die beiden mutmaßlichen Attentäter, die in einer Moschee in Quebec sechs Gläubige erschossen und mehrere verletzt haben, studierten nach Medienberichten an der bekannten Laval-Universität der ostkanadischen Stadt. Wie Radio Canada am Montag unter Berufung auf Ermittlerkreise berichtete, soll einer von ihnen marokkanischer Herkunft sein.

Einer der Todesschützen sei vor der Moschee festgenommen worden, der andere sei zunächst mit dem Auto geflüchtet, habe dann aber selbst die Polizei gerufen und sich gestellt. In dem Fahrzeug wurde laut Bericht mindestens eine Waffe gefunden. Es habe eine Wohnungsdurchsuchung in dem Haus gegeben, wo einer der Festgenommenen wohnte.

Radio Canada zufolge hielten sich zum Tatzeitpunkt am Sonntag gegen 20 Uhr (Ortszeit) Dutzende Menschen in der Moschee im Viertel Sainte-Foy auf. Ein Augenzeuge sagte dem Sender, zwei maskierte Männer hätten das Gebäude gestürmt, das Feuer auf die Betenden eröffnet und dabei "Allahu Akbar" (Gott ist groß) gerufen. Auch mehrere Kinder hätten den Angriff miterlebt. Bestätigt ist das alles noch nicht.

Nationalistische und islamfeindliche Organisationen haben sich von der Tat distanziert. "Gewalt ist für uns keine Lösung", erklärte die Gruppierung Federation des Quebecois de souche (FQS) in der Nacht zum Montag. Die Organisation Atalante Quebec schloss sich der Erklärung an. Beide Gruppen verurteilten den Anschlag und erklärten, nur "tief gestörte Personen" könnten eine solche Tat begehen.

Opfer zwischen 35 und 70 Jahre alt

Der Angriff auf die Moschee in der kanadischen Ostküstenmetropole ereignete sich am Sonntag kurz nach 20 Uhr Ortszeit. Sechs Menschen kamen ums Leben, acht weitere wurden verletzt, teilte die örtliche Polizei auf Twitter mit. Die Opfer seien zwischen 35 und 70 Jahre alt, sagte Polizeisprecherin Christine Coulombe am Montag. Die Polizei ging von einem Terroranschlag aus. Die Gegend wurde weiträumig abgesperrt, die Sicherheitskräfte waren mit einem Großaufgebot vor Ort.

Ministerpräsident Justin Trudeau gab Montag früh ein Statement zu dem Vorfall ab: "Wir verurteilen diesen terroristischen Anschlag auf Moslems in einem Zentrum des Gebetes und der Zuflucht", sagte er. Muslimische Kanadier seien ein wichtiger Teil der Gesellschaft. "Vielfalt ist unsere Stärke." Der Premierminister der Provinz Quebec, Philippe Couillard, sprach den Opfern und Angehörigen sein Beileid aus. Auf Twitter rief er nach der Bluttat zur geschlossenen Ablehnung von Gewalt und Solidarität mit Muslimen auf. Gleichzeitig seien die Behörden darum bemüht, die Sicherheit der Bürger zu schützen.

Mehrere islamfeindliche Vorfälle

In Kanada wächst die Zahl muslimischer Einwanderer insbesondere aus den Ländern Nordafrikas. Dies führt immer wieder zu Konflikten in dem säkularen Land. In Quebec kam es in den vergangenen Jahren wiederholt zu islamfeindlichen Vorfällen. 2015 wurde in der Nachbarprovinz Ontario eine Moschee in Brand gesetzt, einen Tag nach den Anschlägen in Paris.

(APA/dpa/Reuters/Red.)

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