Weltwirtschaft: Deutschland überholt China

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Deutschland gehört zu den Profiteuren der Globalisierung und löste im Vorjahr laut Ifo-Berechnungen China mit dem höchsten Leistungsbilanzüberschuss ab.

Wien. Die am Montag vom Münchner Ifo-Institut veröffentlichten Zahlen zeigen, welche Länder besonders stark von der Globalisierung profitieren. Laut vorläufigen Berechnungen dürfte sich der deutsche Überschuss in der Leistungsbilanz im Vorjahr auf 297 Milliarden US-Dollar belaufen (268 Milliarden Euro). Auf Platz zwei liegt China mit einem Überschuss von voraussichtlich 245 Milliarden US-Dollar. Die USA hingegen weisen mit 478 Milliarden US-Dollar das größte Defizit auf. „Das bedeutet, dass die USA deutlich mehr verbrauchen als produzieren und sich im Ausland verschulden“, sagte Ifo-Experte Christian Grimme zu Reuters. Die Leistungsbilanz umfasst alle Ausgaben und Einnahmen einer Volkswirtschaft. Sie ist eine wichtige ökonomische Kennzahl zur Bewertung der Leistungsfähigkeit einer Volkswirtschaft. Die Leistungsbilanz beinhaltet nicht nur die Handelsbilanz mit den exportierten und importierten Waren, sondern auch andere Bereiche wie die Dienstleistungsbilanz.

Die Überschüsse von Deutschland und von China hängen vor allem mit dem Warenhandel zusammen. Deutschland gilt als Exportweltmeister. Deutsche Waren werden weltweit stark nachgefragt. Dazu passt auch die am Montag bekannt gewordene Meldung, dass der deutsche Volkswagen-Konzern im Vorjahr den japanischen Rivalen Toyota als weltweit größten Autobauer abgelöst hat. So verkaufte Volkswagen trotz des Abgasskandals 10,31 Millionen Fahrzeuge (plus 3,8 Prozent). Toyota setzte hingegen 10,17 Millionen Fahrzeuge ab (plus 0,2 Prozent).

Angst vor Handelskrieg

Die Ifo-Zahlen sind auch politisch brisant. Denn der neue US-Präsident, Donald Trump, plant eine Einfuhrsteuer auf Waren aus allen Ländern, mit denen die USA ein Außenhandelsbilanzdefizit haben. Im Wahlkampf hatte Trump kritisiert, dass die USA von Importen überschwemmt werden. Gleichzeitig lassen US-Firmen viele Waren in Billiglohnländern wie Mexiko herstellen. So ist Mexiko nach China der zweitgrößte Exporteur in die USA. Laut Trump sei das Freihandelsabkommen Nafta mit Mexiko und Kanada für die USA „das schlechteste Geschäft aller Zeiten“. Trump droht daher mit einer Importsteuer auf mexikanische Waren in der Höhe von bis zu 35 Prozent. Mit dem Geld soll unter anderem die Grenzmauer zwischen Mexiko und den USA finanziert werden. Die Abschottungspolitik der USA bereitet mittlerweile auch deutschen Firmen Kopfzerbrechen. So hatte Trump beispielweise ausländischen Autokonzernen wie BMW mit Importzöllen gedroht, falls diese ihre Autos in Mexiko herstellen und dann in die USA einführen wollen.

Im Kampf gegen Trump verbünden sich nun Deutschland und China. So telefonierte Chinas Premier, Li Keqiang, in der Vorwoche mit Deutschlands Bundeskanzlerin, Angela Merkel. Danach vermeldete die chinesische Nachrichtenagentur Xinhua, dass beide Länder das bestehende internationale System durch Handel und Liberalisierung schützen wollen.

Auch Österreich exportiert übrigens deutlich mehr in die USA, als es von dort bezieht. 2015 lagen die Exporte in die USA bei 9,1 Milliarden Euro, während die US-Importe nach Österreich 5,3 Milliarden Euro ausmachten. Die USA sind für die österreichische Wirtschaft nach Deutschland der zweitgrößte Außenhandelspartner.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.01.2017)

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