UniCredit: EZB verliert die Geduld

Bank unter Druck: das Headquarter der UniCredit in Mailand.
Bank unter Druck: das Headquarter der UniCredit in Mailand.(c) AFP
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Die EZB verlangt, dass die italienische UniCredit im Februar offenlegt, wie sie ihre Baustellen in den Griff kriegen will. Dass sie dafür Milliarden aus München abzieht, stößt dort sauer auf.

Frankfurt/Mailand. Die italienische Großbank UniCredit, ihres Zeichens Mutter der Bank Austria, steht nicht nur längst am Pranger. Mitten in ihrer milliardenschweren Kapitalerhöhung gerät sie wegen ihrer faulen Kredite auch immer mehr unter Druck. Die Europäische Zentralbank (EZB) wolle bis Ende Februar eine Strategie sehen, wie das Institut seine Probleme mit den Darlehen zu bewältigen gedenke, teilte UniCredit am Montag mit.

Die Bank habe zum Ende des Jahres die individuellen Kapitalanforderungen (SREP-Quote) der EZB wegen ihrer 12,2 Milliarden Euro schweren Abschreibungen nicht erfüllt. Die Kapitalquote sei wegen hoher Abschreibungen Ende 2016 auf rund acht Prozent gefallen. Damit unterschreitet das Institut die individuellen Kapitalvorgaben der EZB (SREP-Quote) um etwa zwei Prozentpunkte, was die Aufsicht jedoch zeitweise akzeptieren will.

Auch andere Banken im Visier

Die EZB hat allerdings eine Reihe von Risken aufgezeigt, die neben den faulen Krediten auch die Liquidität sowie Schwierigkeiten wegen der Geschäfte mit Russland und der Türkei umfasst haben. UniCredit leidet seit Jahren unter der Wirtschaftsflaute in Italien. Insgesamt will sie 17,7 Milliarden Euro an faulen Krediten loswerden und 14.000 Stellen streichen. Die Anleger reagierten gestern verschnupft: UniCredit-Aktien brachen in der Spitze um mehr als 6,5 Prozent ein.

Die UniCredit ist freilich nicht die einzige Bank, die von der EZB mit Argusaugen beobachtet wird. Italiens Geldhäuser haben im Land einen Berg von faulen Kredit in Höhe von insgesamt 356 Mrd. Euro aufgetürmt. Laut Insidern hat die EZB daher verschiedene Banken dazu aufgefordert, bis Ende Februar Pläne zum Abbau ihrer faulen Kredite vorzulegen. Das Institut Banca Carige aus Genua muss dies ebenfalls bis Ende Februar tun.

Drei Milliarden aus München

UniCredit ihrerseits, die aktuell an einer 13 Mrd. Euro schweren Kapitalerhöhung zur Finanzierung des Konzernumbaus arbeitet, hat nun nicht nur die EZB im Nacken. Sie hat es sich auch mit den deutschen Behörden verscherzt. Der Hintergrund: Das Mailänder Institut zieht gemäß einer Mitteilung von Montag im laufenden Jahr eine Sonderdividende von drei Mrd. Euro von seinem Münchner Tochterinstitut HVB ab. Die deutschen Aufsichtsbehörden sehen mit Sorge, dass die HVB durch den Mittelabfluss geschwächt wird, wie ein Insider der Nachrichtenagentur Reuters sagte: „Wir sind nicht erfreut.“

Viele Experten haben allerdings längst erwartet, dass ausländische Banken wie UniCredit und ING nun einfacher Kapital von ihren deutschen Töchtern abziehen können, nachdem die EZB im November 2014 die Aufsicht über die größten Banken der Eurozone übernommen hat. „Das bewahrheitet sich jetzt“, sagt ein deutscher Bankenaufseher. Die harte Kernkapitalquote der HVB, die durch die Sonderdividende Insidern zufolge von 24 auf rund 19 Prozent fallen wird, bleibe zwar trotz des Abflusses nach Italien überdurchschnittlich. „Aber natürlich hätten wir es lieber gesehen, wenn das Kapital in Deutschland verbleibt.“ Die zuständigen deutschen Behörden und die EZB wollten sich nicht äußern.

Wie aus den Unterlagen für die Kapitalerhöhung hervorgeht, erwartet UniCredit von seinen Tochtergesellschaften – dazu gehört neben der HVB auch die österreichische Bank Austria – heuer insgesamt Kapitalspritzen von 4,1 Mrd. Euro. 2019 sollen weitere 1,7 Mrd. Euro fließen – der Großteil davon erneut aus München. (ag./red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.01.2017)

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