Alle Welt fürchtet sich davor, dass die US-Währung ihre Macht verliert. Doch die Folge wäre nicht Chaos, sondern mehr Stabilität.
Die Notenbanker dieser Welt haben einen neuen Lieblingssport: Haut den Dollar. Der IWF träumt davon, seine sonderbaren Sonderziehungsrechte zur Weltwährung zu küren und sich selbst zur globalen Zentralbank. Das Murren wird allseits lauter: Warum Reserven in einer Währung halten, die ständig an Wert verliert? Warum das kostbare Öl gegen kraftlose Greenbacks tauschen? Warum müssen Europas Exporte leiden, während Amerika sein Budget vielleicht schon bald durch kontrollierte Inflation saniert? Vor allem Chinas Granden nutzen jede Gelegenheit, gegen die Leitwährung zu sticheln. Einiges spricht dafür, dass sie ihren Staatsschatz im nächsten Jahrzehnt sachte, heimlich und ohne Erdbeben auf den Devisenmärkten umschichten werden.
Stürzt diese schleichende Erosion den Welthandel ins Chaos? Braucht sie eine dominierende Währung als sicheren Anker? Die Finanzkrise hat uns das Gegenteil gelehrt: Ein Staat mit einem allzu mächtigen Zahlungsmittel wird gefährlich übermütig. Er selbst, seine Unternehmen und seine Haushalte können sich hemmungslos verschulden, weil alle Welt ihnen die frisch gedruckten Schatzpapiere aus der Hand reißt. Das Kalkül, die Welt damit zugleich in der Hand zu haben, geht nur eine Zeit lang auf – bis die Blasen platzen und das Vertrauen perdu ist. Und das ist gut so: Wie immer garantiert auf Dauer nur gesunder Wettbewerb die Stabilität. Sollen Euro, Yuan und Yen ruhig Muskeln zeigen – es wird uns alle stärker machen
("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.10.2009)