Gery Seidl: Glücklich sein, leicht gemacht

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SeidlErnesto Gelles
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Gery Seidl spielt in seinem neuen Kabarett-Programm „Sonntagskinder“ mit klassischen Klischees und vermittelt auf amüsante Weise, ein Menschenfreund zu sein.

„Der Mensch wäre an sich im Stande, so viel zu wissen und zu können. Warum tut er es nicht?!“ Diese Frage stellt Gery Seidl in seinem Programm „Sonntagskinder“, das Ende Jänner im Wiener Stadtsaal Premiere feierte. Seidl lockt die breite Masse an: Seine Fernsehshows bringen ihm Zuspruch von Leuten, die sich leicht unterhalten wollen. Doch Auszeichnungen wie der Salzburger Stier 2016 machen auch das anspruchsvollere Publikum neugierig.

Seidl schafft es, alle zu bedienen. Vielleicht, weil er ein Sonntagskind ist? Noch dazu war der Sonntag, an dem er vor bald 42 Jahren geboren wurde, ein Muttertag. „Das ist besser als der 1. Jänner, weil da gratulieren dir deine Eltern jahrelang nur angesoffen zum Geburtstag“, sagt Seidl im Programm.

Die Wuchteln fliegen tief, wenn Seidl los legt. Doch er versteckt in seinen Geschichten über das Leben im Waldviertel und über eine Reise mit der Familie auch Kritik am Zustand unserer Welt. So wettert er gegen Hassposter, Ausländerfeindlichkeit und das starre Schulsystem. Und stellt die Frage in den Raum: Warum können wir nicht viel glücklicher sein, wenn es uns doch so gut geht? „Der Hauptgrund für Stress ist der tägliche Kontakt mit Idioten“, antwortet Seidl. Und wieder stellt er in seinem Stück gern die Frauen als solche dar. Was zwar für Lacher sorgt, aber doch einen schalen Nachgeschmack hinterlässt. Die Dummheiten aus dem Mund seiner Gattin oder Schwiegermutter füllen jede Klischeeschublade. Doch auch gegen die Männer hat Seid viel zu sagen. Er stellt sich und seinen Kumpel Kurtl als beschränkte Geister dar, die im Hobbykeller hocken und Energiespar-Wettstreite führen.

Wer genau hinhört, merkt jedoch, dass Seidl neben all den Naivitäten auch eine Moral mit gibt. Etwa wenn seine Frau ihn erst daran erinnern muss, dass er doch immer ein Menschenfreund war. Die Botschaft „Sei gut zu dir und zu deinen Mitmenschen“ taucht in „Sonntagskinder“ immer wieder auf. Sodass man die Reise ins unterkühlte Waldviertel und ins viel zu heiße Griechenland ohne Zögern mitmacht. Mit dem Fazit: Wenn wir alle das Leben lockerer sehen, sind wir doch alle Sonntagskinder.

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