Video belastet Ex-Premier, zwei Drittel für Rücktritt des konservativen Kandidaten.
Paris. François Fillons politische Karriere steht vor dem Aus: In Frankreich wächst der Druck auf den konservativen Politiker, sich in der Affäre um Scheinzahlungen an seine Frau, Penelope, aus dem Rennen um das Präsidentenamt zurückzuziehen. In einer am Donnerstag veröffentlichten Umfrage forderten zwei Drittel der Befragten den Ex-Premier zur Aufgabe auf. Auch in den Reihen seiner eigenen Partei schwand der Rückhalt. „Wir sind ein bisschen wie das Orchester auf der Titanic“, sagte der Abgeordnete Georges Fenech. „Wir sind gerade dabei, unterzugehen.“ Fillon hatte noch am Mittwoch beteuert, an seiner Kandidatur festhalten zu wollen. Er sprach von einem Staatsstreich der regierenden Linken gegen ihn.
Dem Politiker wird zur Last gelegt, seine Frau, Penelope, 1998 bis 2002 zum Schein als Assistentin angestellt und mit Hunderttausenden Euro aus der Staatskasse entlohnt zu haben. Gelder sollen auch an zwei seiner Kinder geflossen sein. Insgesamt sei so mehr als eine Million Euro abgezweigt worden.
„War nie seine Assistentin“
Fillon hatte die Vorwürfe zurückgewiesen und betont, dass seine Frau wirklich für ihn gearbeitet habe. Allerdings wurde gestern ein altes Video mit seiner Frau entdeckt, in dem diese jegliche Tätigkeit für den Spitzenpolitiker bestritt. „Ich bin niemals seine Assistentin gewesen, oder was auch immer in der Art“, sagte Penelope Fillon der britischen Zeitung „Sunday Times“ im Jahr 2007.
Auszüge aus dem Videointerview sollten Donnerstagabend im französischen TV ausgestrahlt werden. Beobachter gehen davon aus, dass Fillon nichts anderes übrig bleiben wird, als das Handtuch zu werfen. Vor „Penelopegate“ galt Fillon als Favorit für den Einzug in den Élysée-Palast. Nun könnte an seiner Stelle Ex-Premier Alain Juppé treten, er war in der Stichwahl der Konservativen gegen Fillon angetreten. (ag.)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.02.2017)