Eine ziemlich schlechte Nachricht für Sparer

Sparschwein mit Euros
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Obwohl die Inflation scharf anzieht, wird sich die EZB mit der Zinswende noch sehr viel Zeit lassen.

Die Inflation ist wieder zurück: In Deutschland ist sie im Jänner auf 1,9 Prozent geklettert, liegt also bereits auf dem Inflationsziel der EZB („knapp unter zwei Prozent“). Auch in Österreich ist sie zum Jahresende 2016 auf 1,4 Prozent gestiegen. Und zwar keineswegs nur wegen des Ölpreises. Auch bei Nahrungsmitteln beißt die Teuerung neuerdings kräftig zu.

Für Sparer ist das eine ganz schlechte Nachricht: Alles, was unter zwei Prozent Verzinsung in Österreich und 2,6 Prozent Verzinsung in Deutschland (vor Steuern) liegt, schmälert den realen Wert des verzinsten Kapitals und ist somit ein Verlustgeschäft.

Solche Zinsen sind zur Zeit weder mit halbwegs sicheren Anleihen noch mit anderen Zinsprodukten zu erzielen. Wer Geld in solchen Produkten geparkt hat, zahlt also drauf. Zum Teil recht beträchtlich.

Die Hoffnung ruht nun auf Mario Draghi und dessen EZB: Eigentlich müsste die Euro-Notenbank bei solchen Inflationswerten ja beginnen, ihr Staatsanleihenkaufprogramm zurück zu fahren und den Leitzinssatz langsam wieder anzuziehen.

Die Hoffnung darauf dürfte aber auf Sicht vergeblich sein. Denn von Konvergenz ist in der Eurozone ja weiter nichts zu spüren - und das trifft auch auf die Inflationsentwicklung zu. Während die in einigen Ländern schon recht deutlich in Richtung EZB-Inflationsziel geht, rührt sich das Preisniveau anderswo noch kaum vom Fleck. Und: Während Kernländer wie Deutschland und Österreich höhere Zinsen recht locker wegstecken könnten, würden andere - etwa Italien - dadurch schnell in eine schwere Krise gestürzt.

Die EZB baut also schon vorsorglich vor, um ihre ursprünglich vereinbarte Zwei-Prozent-Regel nicht anwenden zu müssen: Zuerst war davon die Rede, dass die Kerninflation (also die Teuerung ohne Energie und Nahrungsmitteln) noch weit von den zwei Prozent entfernt sei.

Und jetzt hat der EZB-Chef die Inflationsziele überhaupt neu definiert: Gehandelt werden müsse erst, wenn die Teuerung nicht nur vorübergehend sei, wenn sie „selbsttragend“ werde, wenn sich die Inflationsraten der Euro-Länder untereinander angleichen und wenn dieser Gesamttrend ein gewisses Niveau übersteigt.

Anders gesagt: Die EZB wird sich mit der Zinswende noch viel Zeit lassen. Für Halter von Zinsprodukten ist das eine ausgesprochen schlechte Nachricht.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.02.2017)

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