Warum der Dollar so stark ist - und andere Währungen schwach

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Die US-Notenbank Fed ist von ihrer jahrelangen Nullzinspolitik abgegangen, während andere Notenbanken noch versuchen, ihre Wirtschaft mit lockerer Geldpolitik anzukurbeln. Das hat den Dollar erstarken lassen – und Donald Trump erzürnt.

Frankfurt. Der Handelsberater des neuen US-Präsidenten Donald Trump, Peter Navarro, hat Deutschland, Japan und China vorgeworfen, sich mit Währungsabwertungen Vorteile für ihre Firmen auf dem Weltmarkt zu verschaffen. Dies bremse die US-Wirtschaft.

Immerhin: Die von vielen seit Monaten prophezeite Parität (ein Euro für einen Dollar) ist vorerst nicht eingetreten. Ein Euro kostet derzeit 1,077 Dollar und damit wieder etwas mehr als im Dezember (1,04 Dollar). Rekordtief war nicht einmal das: Im Juni 2001 war die junge Gemeinschaftswährung schon einmal unter 0,9 Dollar gefallen. Im März 2008 kostete ein Euro dafür fast 1,6 Dollar. Seitdem zeigt der langfristige Tend für den Euro nach unten. Die momentane Euro-Schwäche und die Dollar-Stärke haben aber viele Gründe. Ein Überblick:

1. Warum flüchten Investoren in den Dollar?

Der Dollar-Index, der den Wert der US-Devise zu anderen wichtigen Währungen widerspiegelt, hat seit Sommer 2016 um rund vier Prozent zugelegt. Das liegt daran, dass die US-Wirtschaft zuletzt kräftig gewachsen ist, auch wenn es im Schlussquartal 2016 nur zu einer aufs Jahr hochgerechneten Rate von 1,9 Prozent reichte, nach 3,5 Prozent im Sommer.

Zudem hat die US-Notenbank Fed den Leitzins bereits zweimal behutsam angehoben – auf die aktuelle Spanne von 0,5 bis 0,75 Prozent. Für 2017 hat sie weitere drei Schritte nach oben signalisiert. Das macht Investments im Dollar-Raum attraktiver. Der neue Präsident Trump will die US-Wirtschaft zudem mit radikalen Steuersenkungen, billionenschweren Investitionen in die Infrastruktur und weniger Vorschriften zusätzlich anheizen.

2. Welche Faktoren schwächen derzeit den Euro?

Der Euro hat seit Sommer 2016 knapp vier Prozent an Wert zum Dollar eingebüßt. Dahinter steht die wacklige Konjunkturerholung im Euroraum. Außerdem hält die EZB die Zinsen auf dem Rekordtief von 0,0 Prozent. Auch das groß angelegte Wertpapierkaufprogramm der Währungshüter schwächt tendenziell den Euro, da es dazu führt, dass die Renditen auf dem Anleihenmarkt niedrig bleiben und Investitionen in den Euro daher nicht so attraktiv sind. Nach einer Studie der deutschen Bundesbank haben die seit 2014 getroffenen EZB-Entscheidungen zu den Käufen bis Ende 2016 den Euro zum Dollar um 6,5 Prozent geschwächt.

Die Euro-Schwäche ist allerdings kein Ziel der EZB, sondern eine Art Nebenwirkung der Geldschwemme, mit der Inflation und Konjunktur im Euroraum angekurbelt werden sollen. „Wechselkurse sind kein Ziel für uns“, betont EZB-Präsident Mario Draghi immer wieder.

3. Warum hat der japanische Yen so stark abgewertet?

In Japan stemmen sich Regierung und Notenbank bereits seit mehreren Jahren mit Konjunkturhilfen und einer ultraexpansiven Geldpolitik gegen die Deflation. Ein solcher Preisverfall auf breiter Front hat das Land lange gelähmt.

Erst unlängst hatte die Bank von Japan angekündigt, sie wolle mit ihren Wertpapierkäufen die Rendite der richtungsweisenden zehnjährigen Anleihen bei null Prozent halten. Seit 2013 hat der Yen zum Dollar zeitweise um 20 Prozent abgewertet.

4. Hat der Absturz des Yuan mit dem Anstieg des Dollar zu tun?

Der chinesische Yuan büßte im vergangenen Jahr so stark an Wert ein wie seit 1994 nicht mehr. Dazu trugen unter anderem die steigenden Zinsen in den USA bei. Denn Geldanlagen in den Vereinigten Staaten werden damit attraktiver.

Dazu kommt, dass die Phase des exportgetriebenen Turbowachstums in China vorbei ist. Der Fokus soll künftig stärker auf dem privaten Konsum liegen. Die Wachstumsraten sinken, was die Kapitalflucht aus China beschleunigt. 2016 hat die Volksrepublik rund 330 Mrd. Dollar (306,8 Mrd. Euro) in die Hand genommen, um die Kapitalflucht abzumildern und die Landeswährung zu stabilisieren. (Reuters/dpa/red)

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