Wie Trump ungewollt das US-Sportereignis des Jahres prägte

APA/AFP/MANDEL NGAN
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Mehrere Konzerne zielten in ihren Werbeeinschaltungen zum Super Bowl auf den US-Präsidenten. "Geh zurück nach Hause", wird ein berühmter Auswanderer angebrüllt. Vor Gericht legten zudem 97 US-Unternehmen noch einmal nach.

Donald Trump war gar nicht dort. Der US-Präsident verfolgte den Super Bowl, also das Finale im American Football, in seinem Golfclub in Florida. Und doch war der US-Präsident der große Elefant im Raum. Nicht nur wegen seiner viel zitierten Freundschaften mit dem Quarterback und Headcoach der New England Patriots, dem späteren Sieger des hochdramatischen Finales. Der US-Präsident prägte auch die Werbeeinschaltungen. Großkonzerne affichierten in den Werbefenstern des TV-Ereignisses ihre ziemlich teure Kritik am Präsidenten und dessen Einwanderungspolitik. Die Palette reichte von allgemeinen Aufrufen zu Toleranz über  kleinere chiffrierten Spitze bis zu politischen Angriffen mit dem Vorschlaghammer.

Wenig subtil legte es etwa der Haarpflegekonzern „It's a 10“ an: Amerika stünden „zumindest vier Jahre schrecklicher Haare“ bevor, heißt es gleich zu Beginn des 30-sekündigen Spots.

Fox News gingen die Anti-Trump-Werbungen in einem Fall doch zu weit.Als "offen politisch" lehnte der konservative Sender zunächst die Werbung der Baumarktkette 84 Lumber ab. Die Firma änderte sie ab und blieb mit einem Trick bei ihrer ursprünglichen Botschaft: Eine Mutter und ihre Tochter sind unterwegs - vermutlich durch die mexikanische Wüste in Richtung USA. Darauf folgt der Hinweis, sich den ganzen Spot online anzuschauen. Auf YouTube ist dann in einem Fünf-Minuten-Film zu sehen, wie die beiden vor einer großen Mauer ankommen, die sie nicht überwinden können. Es folgt die Botschaft: "Der Wille zu siegen ist hier immer willkommen."

"Wir gehören alle dazu"

US-Online-Zimmervermittler Airbnb versuchte sich in einer Botschaft der Toleranz, die freilich auch gegen Trumps Politik zielte. Zu sehen waren eine Reihe Gesichter von Menschen verschiedener Herkunft, Geschlecht und Alter - darunter die Textzeile: "Egal wer du bist, woher du kommst, wen du liebst oder anbetest, wir gehören alle dazu. Die Welt ist umso schöner, je mehr wir das akzeptieren.

"Wir wollen dich hier nicht"

Auch die US-Biermarke Budweiser schient mit Trumps restriktiver Einwanderungspolitik zu spielen, wobei der multinationale Konzern Anheuser-Busch InBev versicherte, dass es nicht um eine politische Botschaft gegangen sei. Der Spot erzählt die Geschichte von Adolphus Busch (1839 bis 1913). Er stammte aus Rheinland-Pfalz. „Wir wollen dich hier nicht!", wird Busch nach seiner Ankunft angebrüllt. „Geh zurück nach Hause“ Oder: „Du siehst nicht aus, als wenn du von hier wärst.“ Die Stimmung hellt sich später auf, in St. Louis trifft der deutsche Auswanderer seinen zukünftigen Geschäftspartner. Der Rest ist Brauerei- und Nationalgeschichte.

Die Trump-Schelten sichern den Unternehmen Aufmerksamkeit, und zwar über das TV-Ereignis hinaus. Allerdings bergen sie auch Risiken: So haben einige Trump-Anhänger via Twitter angekündigt, Coca-Cola boykottieren zu wollen. Der Getränkehersteller hatte einen TV-Spot aus dem Jahr 2014 aufgewärmt, der nun als Trump-Kritik gedeutet wird: In dem vor Spielbeginn ausgestrahlten Spot sangen Menschen verschiedener Herkunft die Hymne "America the Beautiful", neben Spanisch und Hindi war der Klassiker auch auf Arabisch zu hören. Trump-Anhänger sollen daraufhin via Twitter zum Boykott der Marke aufgerufen haben.

Die Werbebotschaften zur Halbzeit mag Trump noch gesehen haben. Die große Aufholjagd seiner „Patriots“ verpasste der Präsident aber. Er hatte die Party Berichten zufolge vorzeitig verlassen.

97 US-Firmen gegen Einwanderungsbann

Die Kritik der Konzerne an Trumps Politik endete jedenfalls nicht mit dem Super Bowl. 97 US-Unternehmen, angeführt von Technologie-Schwergewichten wie Apple, Google, Facebook und Microsoft, haben sich vor Gericht gegen das Einreiseverbot Trumps gewandt. Sie reichten eine ausführliche Stellungnahme im Verfahren bei einem Berufungsgericht in San Francisco ein.

Dort wird der Rechtsstreit um das Trump-Dekret über befristete Einreiseverbote für Bürger aus muslimisch geprägten Ländern ausgefochten. Die Unternehmen - zu denen auch eBay, Intel, Netflix, Twitter, die Jeans-Firma Levi Strauss und die Fahrdienste Uber und Lyft gehören - betonen unter anderem, dass Einwanderer zu vielen Innovationen in Amerika beigetragen hätten. Das Präsidentendekret sei diskriminierend und widerrechtlich. Die Firmen bringen ihre Argumente in dem Papier vom späten Sonntag (Ortszeit) als "Freunde des Gerichts" ein.

Trump hatte Ende Jänner einen 90-tägigen Einreisestopp für Menschen aus den mehrheitlich islamischen Ländern Syrien, Iran, Irak, Sudan, Somalia, Libyen und Jemen verfügt. Flüchtlinge aus aller Welt sollten für 120 Tage ausgesperrt werden, jene aus Syrien sogar auf unbestimmte Zeit.

(Red./Ag.)

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