Josef Pühringer: Abgang nach 22 Jahren an der Macht
Der oberösterreichische Landeshauptmann übergibt das politische Zepter an seinen "Kronprinzen" Thomas Stelzer.

Nach fast 22 Jahren als ÖVP-Landesparteichef und Landeshauptmann von Oberösterreich tritt Josef Pühringer nun von seinen politischen Ämtern zurück - und übergibt an seinen "Kronprinzen" Thomas Stelzer. Schon länger stand der Abgang des 67-Jährigen während der laufenden Amtsperiode fest, über den genauen Zeitpunkt hielt sich Pühringer aber stets bedeckt. Er hatte aber zuletzt durchblicken lassen, dass er bei vorgezogenen Neuwahlen im Bund länger bleiben könnte. Dieser Verlängerungsgrund dürfte mit dem neuen Koalitions-Übereinkommen nicht mehr akut sein. (Bild: Pühringer und Wiens Landeshauptmann Michael Häupl)
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20 Jahre war Pühringer die unangefochtene Nummer eins im Land und in der ÖVP OÖ. Dieser Platz geriet erstmals mit der Wahlniederlage 2015, als die Schwarzen unter die 40-Prozent-Marke rutschten, ins Wanken. Parteikollege und Landesrat Michael Strugl preschte noch vor dem offiziellen Start der Koalitionsverhandlung vor und machte sich für einen neuen Regierungspartner, die FPÖ, stark. Eine Meinung, die vor allem der Wirtschaftsflügel in der Partei vertrat. Dem Chef blieb nichts anderes übrig, als über seinen Schatten zu springen. "Persönliche Befindlichkeiten sind jetzt fehl am Platz", meinte der Architekt der einst ersten schwarz-grünen Landesregierung in Österreich beinahe resignativ.
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Weggeblasen wirkte nach der Ära Schwarz-Grün (2003 bis 2015) anfänglich seine für unerschöpflich gehaltene Energie, die er bis dahin versprühte. Ungeniert wurde über die Ressortverteilung nach seiner Zeit gefeilscht. Sein Nachfolger Thomas Stelzer und Wirtschaftslandesrat Strugl ritterten um das Finanzressort, das zu den Agenden des LH zählt. Lange - zu lange, wie in der Landespartei einige meinten - habe Pühringer in dieser Angelegenheit kein Machtwort gesprochen.
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Nicht leicht hatte es der scheidende Landeshauptmann auch schon zu Beginn seiner Amtszeit. Als er nach 16 Jahren im Landtag und acht Jahren als Landesrat im März 1995 Josef Ratzenböck als ersten Mann im Land beerbte, hielten viele die Fußstapfen des Vorgängers für zu groß. Doch Pühringer trat aus dem Schatten des Landesvaters heraus und legte seine Funktion als die eines Landesmanagers an. Großprojekte wie den Neubau des Linzer Musiktheaters, die Schaffung einer Medizin-Fakultät oder das Durchsetzen des Bauvorhabens Linzer Westrings brachte er in der abgelaufenen Legislaturperiode unter Dach und Fach. Und so zog es ihn mit 65 Jahren und ausgestattet mit guten Beliebtheits- und Vertrauenswerten 2015 statt in die Pension neuerlich in die Wahlschlacht.
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Auch in der Bundespartei hatte der Oberösterreicher ein gewichtiges Wörtchen mitzureden, wenn auch nicht als "Oberlehrer der Nation" wie er gerne betonte. Nach den Nationalratswahlen 2013 führte der bekennende Großkoalitionär in den Koalitionsverhandlungen die entscheidende Arbeitsgruppe Finanzen. Wegen eines alarmierenden Befunds über den Zustand der Bundespartei im Umfragetief, bewirkte er letztlich auch im Sommer 2015 den Rücktritt von Vizekanzler und Obmann Michael Spindelegger. Seit den Wahlen in Oberösterreich ist Pühringer mit knapp 36 Prozent jedoch hinter Erwin Pröll, Markus Wallner und Günther Platter nur mehr viert- und nicht mehr zweitstärkster VP-Landeshauptmann.
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Der 1,69 Meter große ÖVP-Politiker ("Ich bin eben ein glaubwürdiger Vertreter der kleinen Leute") wurde am 30. Oktober 1949 in Traun (Bezirk Linz-Land) geboren. Er selbst beschreibt sich als "zielstrebig, teamfähig, aber auch ungeduldig" - mache nennen ihn cholerisch. Der von einem katholischen Elternhaus geprägte Pühringer ist verheiratet und hat drei Kinder.
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