Rumäniens Regierung übersteht trotz Protest Misstrauensantrag

Tausende Demonstranten versammeln sich seit Tagen gegen die Regierung.
Tausende Demonstranten versammeln sich seit Tagen gegen die Regierung.APA/AFP/DANIEL MIHAILESCU
  • Drucken

Zehntausende Rumänen wollen den Abtritt ihrer Regierung erzwingen, die laxere Strafen für Korruption durchsetzen wollte. Eine Abwahl scheitert jedoch im Parlament.

Trotz massiver Proteste gegen eine geplante Strafminderung für Korruption hat Rumäniens sozialliberale Regierung im Parlament einen Misstrauensantrag überstanden. Die zur Abwahl notwendigen 232 Stimmen zur Abwahl der Regierung kamen am Mittwoch nicht zusammen. Auslöser der Staatskrise ist eine inzwischen wieder gekippte Eilverordnung, die die Strafverfolgung von Amtsmissbrauch erschwert hätte.

Am Abend waren erneut Demonstrationen geplant. Die Protestbewegung verlangt seit Tagen den Rücktritt der Regierung. Der bürgerliche Staatspräsident Klaus Iohannis hat der Regierung zwar Personalwechsel nahegelegt, sich aber gegen vorgezogene Neuwahlen ausgesprochen.

Im Parlament stimmten nur 161 Parlamentarier für den Misstrauensantrag der Oppositionsparteien PNL (bürgerlich) und USR (öko-liberal). Die Fraktion der Sozialdemokraten (PSD) des Ministerpräsidenten Sorin Grindeanu nahm an der Abstimmung nicht teil. Acht Parlamentarier stimmten gegen den Misstrauensantrag, 33 enthielten sich.

Verfassungsgericht weist Klage von Präsident ab

Das Verfassungsgericht wies zudem zwei von insgesamt drei anhängigen Klagen wegen der inzwischen zurückgezogenen Eilverordnung ab. Kläger waren Staatspräsident Klaus Iohannis und die Justizaufsichtsbehörde CSM. Premier Grindeanu habe prinzipiell seine Kompetenzen nicht überschritten, als er diese Einverordnung erließ, sagte Valer Dorneanu, Präsident des Verfassungsgerichts.

In Rumänien darf die Regierung Eilverordnungen erlassen, die sofort in Kraft treten - unter der Voraussetzung, dass Zeitdruck herrscht. Ob dies der Fall war, dürfte Gegenstand des Urteils über die dritte Verfassungsklage sein, das an diesem Donnerstag ansteht. Die dritte Klage hatte der Ombudsman für Bürgerrechte, Victor Ciorbea eingereicht.

Gerichtspräsident Dorneanu war früher Mitglied der Sozialdemokraten und von 2000 bis 2004 Parlamentspräsident. Unter den insgesamt neun Verfassungsrichtern gelten sechs aber nicht als PSD-nah.

Schlüsselfigur des Konflikts ist der PSD-Vorsitzende und Parlamentspräsident Liviu Dragnea, den die Eilverordnung begünstigt hätte. Dragnea steht wegen mutmaßlicher Anstiftung zum Amtsmissbrauch vor Gericht.

(APA/dpa)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

 Die Demonstrationen hatten sich an einem Anti-Korruptionsdekret entzündet.
Außenpolitik

Tausende Rumänen fordern Rücktritt der Regierung

Die Proteste gegen den rumänischen Ministerpräsidenten halten an. Er klammert sich trotz der Aufruhr um ein Anti-Korruptionsdekret an die Macht.
TOPSHOT-ROMANIA-POLITICS-CORRUPTION-PROTEST
Außenpolitik

Rumänien: Demonstranten fordern Rücktritt der Regierung

Trotz Einlenkens der Koalition geht der Protest in dem von Korruption gebeutelten Land weiter. Der Chef der regierenden Sozialdemokraten wittert Umsturzpläne.
Sorin Grindeanu
Außenpolitik

Rumäniens Regierung rudert zurück

Bukarest widerruft den Straferlass für korrupte Politiker. Die Verantwortung für das fatale Dekrets wälzt der Regierungschef auf seine Strohmänner auf der Regierungsbank ab.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.