Bizarre Posse

Veganerin bringt "Fuchs, Du hast die Gans gestohlen" zum Verstummen

Posse ums Glockenspiel des Limburger Rathauses
Posse ums Glockenspiel des Limburger Rathauses(c) imago/onemorepicture (imago stock&people)
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In Limburg (Hessen) wird das Glockenspiel des Rathauses vorerst nicht mehr das alte Volkslied erklingen lassen. Grund: Einer Veganerin, die in der Nähe arbeitet, bereitet der Text, vor allem die Strophe mit dem Jäger und dem Schießgewehr, angeblich Unbehagen.

In der deutschen Stadt Limburg an der Lahn (Hessen, rund 34.000 Einwohner) hat sich dieser Tage Bizarres zugetragen: Weil sich eine Veganerin darüber beschwert hatte, dass das historische Glockenspiel des Rathauses auch das Lied "Fuchs, du hast die Gans gestohlen" spielt, wurde das aus dem 19. Jahrhundert stammende Kinderlied fürs Erste aus dem Spielplan des Glockenspiel gestrichen.

Die Frau, so Stadtsprecher Johannes Laubach am Donnerstag, stoße sich insbesondere an der Liedzeile "Sonst wird dich der Jäger holen, mit dem Schießgewehr". Die Veganerin arbeite in Hörweite des Glockenspiels in einem Büro, erklärte Laubach. Weil ihr der Text, obwohl dieser glockenspielbedingt gar nicht zu hören ist und wohl nur im Kopf mitläuft, Unbehagen bereite, bat sie den Bürgermeister um Abhilfe. Dieser, Marius Hahn von der SPD, wollte offenbar kein Ungutmensch sein und verbannte das Lied fürs Erste aus der Liste. "Wir geben der Gans eine Schonzeit und tauschen immer mal wieder die Musikstücke", so Laubach. Man habe 33 Lieder im Repertoire, überwiegend deutsche Volkslieder. Der Bürgermeister versicherte, dass es sich nicht um ein ideologisch motiviertes Einknicken handle.

Das Lied wurde 1824 vom Thüringer Dichter und Komponisten Ernst Anschütz (1780 bis 1861) unter dem eher düsteren Titel "Warnung" geschrieben und unter Zuhilfenahme der Melodie eines älteren Volksliedes vertont. Von Anschütz stammt unter anderem auch das Weihnachtslied "O Tannenbaum".

Der Dichter und Komponist Ernst Anschütz (1780 bis 1861)
Der Dichter und Komponist Ernst Anschütz (1780 bis 1861)Gemeinfrei (www.geschichte.sachsen.de)

Wir indes wollen auch unseren (nicht)veganen Lesern aus volksbildnerischen Gründen den Text des inkriminierten Liedes inklusive des wirklich bösen zweiten Absatzes nicht vorenthalten:

1. Fuchs, du hast die Gans gestohlen,
|: gib sie wieder her! :|
|: Sonst wird dich der Jäger holen,
mit dem Schießgewehr. :|

2. Seine große, lange Flinte
|: schießt auf dich den Schrot, :|
|: dass dich färbt die rote Tinte
und dann bist du tot. :|

3. Liebes Füchslein, lass dir raten,
|: sei doch nur kein Dieb; :|
|: nimm, du brauchst nicht Gänsebraten,
mit der Maus vorlieb. :|

>>> Und hier das Lied im Originalklang:

(apa/dpa/wg)

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