Das Gemälde – 2006 aus dem Wiener Belvedere an die Erbin der porträtierten Adele Bloch-Bauer restituiert – wurde nun abermals verkauft: von US-Medienstar Oprah Winfrey an einen chinesischen Kunstsammler.
„Krank, leidend, immer mit Kopfweh, rauchend wie ein Schlot, furchtbar zart, dunkel, ein durchgeistigtes Gesicht, schmal, elegant.“ So beschrieb die in Wien geborene, 1938 vor dem NS-Terror geflüchtete Kunstsammlerin Maria Altmann ihre Tante Adele Bloch-Bauer, die mehrmals von Gustav Klimt porträtiert wurde. Die Bilder hingen in der Wohnung von Adele und ihrem Mann, dem Industriellen Ferdinand Bloch-Bauer.
Adele starb 1925, in ihrem Testament bat sie ihren Mann, er möge seinerseits die Klimt-Gemälde der Österreichischen Staatsgalerie im Belvedere vermachen. Als er 1938 emigrieren musste, ließ er sein Vermögen und auch die Bilder zurück, die Nazis konfiszierten beides. Ferdinand Bloch-Bauer starb 1945 in Zürich, vor seinem Tod widerrief er alle Schenkungen an österreichische Museen. Doch die Bilder blieben im Belvedere.
Nach dem Beschluss des Restitutionsgesetzes 1998 suchte Maria Altmann um Rückgabe ihres Erbes an, die zuständige Ministerin, Elisabeth Gehrer, lehnte das ab, indem sie sich auf den letzten Willen Adeles berief.
Ronald Lauder kaufte „Adele I“ Nach langem Streit entschied 2006 ein Schiedsgericht für die Restitution, so wurden am 14. Februar fünf Klimt-Gemälde, darunter zwei Porträts von Adele Bloch-Bauer, zu Maria Altmann nach Los Angeles gebracht. Vier Monate später berichteten Zeitungen, dass der Unternehmer Ronald S. Lauder das berühmtere der beiden Bilder („Adele Bloch-Bauer I“, auch „Goldene Adele“) um 135 Millionen Dollar gekauft haben soll. Das wäre der höchste bekannte Preis, der bis dahin für ein Gemälde bezahlt wurde. Bestätigt ist das nicht, das Bild hängt aber seither in der von Lauder mitgegründeten Neuen Galerie in Manhattan.
„Adele Bloch Bauer II“ wurde im November 2006 bei Christie's um 88 Millionen Dollar versteigert, wer das Bild gekauft hat, blieb damals geheim. Nun weiß man: Es war die Talkshow-Moderatorin Oprah Winfrey. Sie hat das Bild um 150 Millionen Dollar an einen chinesischen Käufer verkauft. Das berichtete die Agentur Bloomberg.
Verkauft wurde es schon im Sommer, der Besitzerwechsel wurde aber erst jetzt bekannt: Gustav Klimts "Adele Bloch-Bauer II" geht für 150 Millionen Dollar nach China. Das Gemälde wurde 2006 gemeinsam mit "Adele Bloch-Bauer I" (besser bekannt als "Goldene Adele"), "Der Apfelbaum", "Buchenwald" und "Häuser in Unterach am Attersee" an die Erben um Maria Altmann restituiert. (c) Chris Pizzello / Reuters Im selben Jahr wurde das Bild versteigert - für 87,9 Millionen Dollar. Einen noch höheren Preis erzielte damals die "Goldene Adele" (im Bild): Der US-Mäzen und Kosmetikhersteller Ronald Lauder kaufte das Bild für 135 Millionen Dollar. Das war Rekord. Wie erst jetzt bekannt wurde, hatte US-Medienstar Oprah Winfrey damals "Adele Bloch-Bauer II" ersteigert. Gemeinsam mit anderen Kunstwerken hat sie es im Sommer 2006 wieder verkauft. "Adele Bloch-Bauer II" soll nun in dem Privatmuseum des chinesischen Sammlers ausgestellt werden. (c) Chris Pizzello / Reuters Den Rekord bei Privatverkäufen halten aber - so weit bekannt - zwei andere Bilder: Paul Cézannes Gemälde "Die Kartenspieler". Es soll Anfang 2012 für eine Summe von 275 Millionen Dollar den Besitzer gewechselt haben. Angeblich hat die Herrscherfamilie von Katar, die auch im Kunstgeschäft mitmischt, das Bild gekauft. Noch teurer soll "Nafea faa ipoipo" (When Will You Marry?) von Paul Gauguin verkauft worden sein: Die Herrscherfamilie von Katar soll es für annähernd 300 Millionen Dollar von der Familie des Sammlers Rudolf Staechelin gekauft haben. Auch in Auktionen werden an einem einzigen Abend in den Auktionshäusern dreistellige Millionenbeträge umgesetzt. Weiter: Die 18 teuersten bei Auktionen verkauften Kunstwerke (c) EPA (SUE BOND PUBLIC RELATIONS/HO) Das großformatige Bild von Mark Rothko von 1954 wurde im November 2012 für 75,1 Millionen Dollar verkauft. Geschätzt war es auf nicht mehr als 50 Millionen. An wen das Bild ging, ist nicht bekannt. Es ist das zweitteuerste Werk des abstrakten Expressionisten, der 1970 Selbstmord begangen hatte. (c) EPA (SOTHEBYS / HO) Das "Massaker der Unschuldigern", auch "Kindermord von Betlehem", von Peter Paul Rubens wurde 2002 von einer österreichischen Familie für 76,7 Millionen Dollar verkauft. Erstanden hat es der 2006 verstorbene Geschäftsmann und Kunstsammler Kenneth Thomson. 2002 schenkte er das Bild der Art Gallery of Ontario. EPA Das Gemälde des französischen Malers Pierre-Auguste Renoir aus dem Jahre 1876, das Menschen im Pariser Bezirk Montmartre zeigt, liegt erzielte bei Sotheby's in New York 1990 den stolzen Preis von 78,1 Millionen Dollar. (c) REUTERS Im Juni 2008 wurde der "Seerosenteich", den der französische Impressionist 1919 gemalt hatte, bei Christie's in London um 80,5 Millionen Dollar versteigert. Wer den Zuschlag erhielt, ist nicht bekannt. Zuvor gehörte es jedenfalls den Erben der Industriellen und Kunstsammler Xenia S. und J. Irwin Miller. (c) REUTERS Das 1890 entstandene Werk zeigt den Arzt des Künstlers und wurde 1990 für 82,5 Millionen Dollar verkauft. Wenige Wochen nach Fertigstellung des Gemäldes schoss sich Van Gogh selbst in die Brust. In seinen letzten Stunden war der porträtierte Doktor bei ihm. Da die Kugel nicht entfernt werden konnte, versuchte er zumindest die Schmerzen des Malers zu lindern. (c) imago stock&people (imago stock&people) Für den sensationellen Preis von 86,3 Millionen Dollar wurde 2008 Francis Bacons "Triptych, 1976" bei Sotheby's in New York versteigert. Um das monumentale Bacon-Gemälde, das ursprünglich "nur" auf etwa 70 Millionen Dollar veranschlagt war, lieferten sich zwei Interessenten per Telefon einen Bieterwettkampf. Der Käufer blieb anonym, es soll sich aber um den Oligarchen Roman Abramowitsch handeln. Es ist nicht das teuerste Werk des Malers aus Irland. (c) REUTERS (Alessia Pierdomenico / Reuters) Christie's verkaufte im Mai 2012 das Ölbild "Orange, red, yellow" von Mark Rothko für 86,9 Millionen Dollar (66,4 Millionen Euro). Es ist damit laut Christie's das teuerste zeitgenössische Kunstwerk, das je bei einer Auktion unter den Hammer kam. Der Preis für das Rothko-Gemälde übertraf damit bei weitem den zuvor festgesetzten Schätzpreis von 35 bis 45 Millionen Dollar. Dutzende Interessenten trieben die Gebote im Millionen-Dollar-Takt in die Höhe. Der Käufer blieb anonym. (c) REUTERS (Alessia Pierdomenico / Reuters) Für 87,9 Millionen Dollar wurde Gustav Klimts Gemälde im New Yorker Auktionshaus Christie's versteigert. Adele Bloch-Bauer war die Frau eines wohlhabenden Industriellen, der Klimts Kunst unterstützte. Sie ist das einzige Model, das der Maler zweimal porträtierte - beide Bilder gehören zu den teuersten Gemälden der Welt. (c) REUTERS Picassos Werk "Dora Maar mit Katze" stammt aus dem Jahr 1941. Im Auktionshaus Sotheby's in New York wurde es im Mai 2006 um 95,2 Millionen Dollar verkauft. Die kleine schwarze Katze befindet sich über der Schulter von Picassos Muse. Die französische Fotografin und Malerin war auch Geliebte des spanischen Malers. (c) Dylan Martinez / Reuters Der "Junge mit Pfeife" von Pablo Picasso wurde im Mai 2004 bei Sotheby’s in New York für über 104 Millionen Dollar verkauft. Das 1905 entstandene Bild markiert den Übergang von Picassos sogenannter Blauen Periode zur Rosa Periode. Als Modell diente dem Künstler P'tit Louis, ein Handwerker, der Picasso gerne zuschaute. (c) EPA (Justin Lane) Der "Schreitende Mann" des Schweizer Bildhauers von 1961 ist die einzige Skulptur unter den Auktionsrekorden. 104,3 Millionen Dollar erzielte das Kunstwerk aus der Sammlung der Commerzbank Anfang Februar 2010 bei Sotheby's in London. Der Schätzpreis lag nur bei einem Fünftel des Kaufpreises. Nach einem achtminütigen Bietergefecht an einen anonymen Telefonbieter. (c) REUTERS (Jon Nazca / Reuters) Am 13. November 2013 wurde "Silver Car Crash (Double Disaster)" von einem nicht genannten Bieter für 105,4 Millionen Dollar (78,7 Millionen Euro) ersteigert. Für einen Warhol wurde der Auktionsrekord damit um rund 50 Prozent überboten. Er lag bisher bei 71,7 Millionen Dollar. Für diese Summe war im Mai 2007 "Green car crash - Green burning car I" verkauft worden. Es zeigt ebenfalls einen Autounfall, nur in Grün statt in Silber. (c) REUTERS (STEFAN WERMUTH) Bis Anfang Mai 2012 war Picassos Bild "Nackte, grüne Blätter und Büste" aus dem Jahr 1932 mit 106,4 Millionen Dollar der Rekordhalter. Am 4. Mai 2010 ersteigerte ein unbekannter Bieter das Bild bei Christie's in New York. Es zeigt die junge Geliebte Pablo Picassos, Marie Therese Walter, schlafend unter einer Büste. Das Gemälde stammt aus der Privatsammlung der Ehefrau des kalifornischen Immobilienmoguls Sidney F. Brody, Frances Brody. In den 1950er Jahren kaufte das Ehepaar das Gemälde direkt von Picassos Kunsthändler. Zuletzt war es 1961 in Los Angeles ausgestellt. (c) REUTERS Am 2. Mai 2012 hat "Der Schrei" des Norwegers Edvard Munch einen neuen Auktionsrekord aufgestellt. Das Bild wurde in New York für fast 120 Millionen Dollar versteigert. Der Zuschlag kam bei 107 Millionen Dollar, zwölf Millionen mehr als beim bisherigen Rekord. Mit dem üblichen Aufgeld ergibt sich ein Verkaufspreis von 119 922 500 Dollar (91 Millionen Euro). Der Schätzwert lag bei 80 Millionen Dollar. (c) imago stock&people (imago stock&people) Der "Zeigende Mann" des Schweizer Künstlers Alberto Giacometti (1901-1966) erzielte in der Nacht auf den 12. Mai in New York inklusive Gebühren 141,3 Millionen Dollar (126,82 Millionen Euro) und wurde damit zur teuersten je bei einer Auktion versteigerten Skulptur. Experten hatten die 1,77 Meter hohe Bronzestatue zuvor auf rund 130 Millionen Dollar geschätzt. REUTERS Für 142,4 Millionen Dollar (106 Millionen Euro) ist das Triptychon "Three Studies of Lucian Freud" von Francis Bacon am 12. November 2013 bei Christie's in New York versteigert worden. Die drei Bilder zeigen den Malerkollege Lucian Freud, Enkel des Psychoanalytikers Sigmund Freud. Beide malten sich mehrfach gegenseitig. Der Käufer des dreigeteilten Gemäldes blieb anonym. (c) EPA (CHRISTIES HANDOUT) Für 170,4 Millionen Dollar (158,13 Mio. Euro) wurde das Gemälde des italienischen Malers am 10. November 2015 verkauft. Bei dem Käufer soll es sich um einen Sammler aus China handeln. "Nu Couche", ein weiblicher Akt, entstand zur Zeit des Ersten Weltkriegs. (c) AFP (PHILIPPE LOPEZ) Das Ölbild "Die Frauen von Algier" von Pablo Picasso ist mit 12. Mai 2015 das teuerste jemals versteigerte Gemälde. Es wurde vom New Yorker Auktionshaus Christie's für 179,3 Millionen Dollar (160,92 Millionen Euro) versteigert. Das 114 mal 146 Zentimeter große Gemälde zeigt eine Szene aus einem Harem und war eine Hommage von Picasso an seinen 1954 verstorbenen Kollegen Henri Matisse. 1997 war das Bild bei Christie's noch für 32 Millionen Dollar versteigert worden. APA/EPA/JASON SZENES Klimt und Co: Die teuersten Kunstwerke Er wisse – noch – nicht, wer der Käufer ist, sagte Alfred Weidinger, Klimt-Experte des Belvedere, im APA-Interview, doch er habe einen Verdacht. Sollte dieser sich bestätigen, glaube er, dass „Adele II“ öffentlich ausgestellt werden wird. Er, Weidinger, halte dieses Bild für bedeutender als „Adele I“, bei dem Klimt „wie beim ,Kuss‘ eigentlich schon hinter seiner Zeit“ gewesen sei. Mit „Adele II“ sei Klimt „wieder zum großen Maler“ geworden. Selbstverständlich hoffe er auf eine Leihgabe für das Belvedere, sagt er, warnt aber: „Wir haben es mit einem Bild zu tun, das schon aus materieller Sicht sehr fragil ist. Da muss man sich jeden Transport gründlich überlegen.“
(APA/Red.)
Lesen Sie mehr zu diesen Themen: