Viennale: Auftakt mit Findelkind und Oscar-Preisträgerin

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Erstmals eröffnete das Wiener Filmfestival mit einem österreichischen Beitrag: "La Pivellina" von Tizza Covi und Rainer Frimmel ist der erste von rund 300 Filmen bei der Viennale. Zu Gast: Tilda Swinton.

Vor versammelter österreichischer Film-Prominenz, darunter Stefan Ruzowitzky, Robert Dornhelm und Karl Markovics, und im Beisein von Stargast Tilda Swinton ist heute, Donnerstag, Abend im Wiener Gartenbaukino die 47. Viennale eröffnet worden.

Bevor das Filmfestival erstmals einen österreichischen Film zum Auftakt präsentierte, dankte Direktor Hans Hurch speziell der schottischen Oscar-Preisträgerin für ihr Kommen. Swinton ist heuer ein Tribute gewidmet. Gleich zu Beginn wurde zudem bekannt gegeben, dass Hurchs Vertrag bis 2013 verlängert wurde.

Politische Rede Mailath-Pokornys

"Wir zittern immer hin auf diesen ersten Tag der Viennale", sagte Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ), der seiner Rede einen sowohl partei- als auch gesellschaftspolitischen Anstrich gab.
Eine Finanzierung des Gartenbaukinos mit Steuergeldern halte er - im Gegensatz zu den anderen Parteien - für gerechtfertigt, weil die Viennale mit ihrem differenzierten Blick "die Antwort auf die Vereinfacher und die Fundamentalisten aller Lager" sei, so Mailath-Pokorny. Zudem freue er sich, dass Hurch die Einladung des Kuratoriums, das Festival weitere vier Jahre zu leiten, angenommen habe.

Hurch: Kritik an Innenpolitik

Damit müsse man sich seine Reden noch einige Male mehr anhören, erklärte Hurch in Reaktion darauf, "aber ich verspreche ihnen, sie werden immer kürzer." Der Direktor übte, immer wieder unterbrochen von Kinderreimen über eine verkehrte Welt, Kritik an den politischen Vorgängen im Land.

Es sei "ein Skandal", dass Martin Graf als dritter Nationalratspräsident im Parlament sitze. Und mindestens ebenso, dass die "Kronenzeitung" nach der Erschießung eines Jugendlichen durch einen Polizisten in Krems schreiben könne, wer "alt genug zum Stehlen" sei, der sei "auch alt genug zum Sterben". Das Kino, schloss Hurch, sei für ihn "das lebendige Gegenbild dieser verkehrten Welt".

Pleskow kritisiert ORF

Viennale-Präsident Eric Pleskow, dessen im Sommer verstorbener Frau Barbara das heurige Festival gewidmet ist, wirkte dagegen ein wenig ernster als in den vergangenen Jahren. Das öffentlich-rechtliche Fernsehen, kritisierte er, solle sich mehr der Kultur widmen und weniger dem Kochen.

Ansonsten gab sich der 85-Jährige aber überraschend zahm und freute sich vor allem, dass Wien zur Stadt mit der besten Lebensqualität weltweit gewählt worden war und dass auch mehr heimische Filme beim Festival zu sehen seien. "Sind die österreichischen Filme besser geworden oder die anderen schlechter? Bitte kommen Sie zur Viennale und beurteilen Sie selbst."

Auftakt mit "La Pivellina"

Im Anschluss an die Reden wurde das erstmals in Cannes gezeigte Findelkind-Drama "La Pivellina" von Tizza Covi und Rainer Frimmel gezeigt. Insgesamt werden bis 4. November rund 300 Spiel-, Dokumentar- und Kurzfilme aus aller Welt an den dreizehn Festivaltagen zu sehen sein, knapp ein Zehntel davon aus Österreich.

Als prominente Festivalgäste werden u.a. die Schauspielerinnen Jane Birkin und Beatrice Dalle sowie der Autor Frederic Morton, Avantgarde-Filmer James Benning (der auch für den heurigen Trailer verantwortlich zeichnet) und die deutschen Regisseure Romuald Karmakar, Rudolf Thome und Hartmut Bitomsky erwartet.

(APA)

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