150 Jahre Donauwalzer: Wienerischer Zynismus im Dreivierteltakt

Berlin: Vorstellung des Wiener Eisballetts
Berlin: Vorstellung des Wiener Eisballetts(c) Sportbild Schirner / Ullstein Bild / picturedesk.com
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Vor 150 Jahren wurde der Donauwalzer von Johann Strauß uraufgeführt. Das Werk wurde zu einer Art Nationalhymne Österreichs - und war ursprünglich doch
so etwas wie das Gegenteil davon. Man sang ihn auf einen beißend satirischen Text, der den Katzenjammer nach der Niederlage gegen die preußische Armee in Königgrätz widerspiegelte.

Wer's glaubt, wird selig, könnte man über die Partitur schreiben, oder den berüchtigten Refrain eines Nestroy-Couplets: „Es ist alles net wahr“. Beim Walzer „An der schönen blauen Donau“ widersprechen einander Dichtung und Wahrheit jedenfalls diametral. Johann Strauß' Opus 314 ist die (gar nicht heimliche) Nationalhymne Österreichs; und schon der Titel zieht Spott auf sich, denn wann und wo wäre die Donau jemals blau?
Sie war es schon zur Zeit des Walzerkönigs nicht. Und der wählte die Überschrift wohl ganz bewusst als für alle dechiffrierbaren Zynismus. Wer immer anno 1867 zu den Klängen dieser Musik tanzen wollte, er tat es auf rauchenden Trümmern.

Die Vormachtstellung des Habsburgerreiches, der Traum von der Welthauptstadt Wien – das war wenige Monate zuvor zu Bruch gegangen. Die Preußen hatten dem österreichischen Heer bei Königgrätz eine Niederlage zugefügt, die im Geschichtsbewusstsein sogar noch der kleinen Republik eineinhalb Jahrhunderte später eine Narbe hinterlassen hat.

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