Gesundheit: Kostensteigerung eingebremst

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Gesundheit(c) Die Presse - Clemens Fabry
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35 Milliarden Euro wurden in Österreicher 2015 für Gesundheit ausgegeben. Die Regierung will die Ausgabensteigerungen in den Griff bekommen. Das hat in den vergangenen Jahren schon ganz gut funktioniert.

Wien. Mit 3,2 bis 3,6 Prozent haben Bund und Länder das jährliche Wachstum der Gesundheitsausgaben im Finanzausgleich bis 2021 gedeckelt, was zu heftigen Protesten der Ärztekammer geführt hat. Jetzt zeigt eine Auswertung der Statistik Austria, dass diese Deckelung gegenüber der Entwicklung der vergangenen Jahre gar keine Einschränkung bedeutet: Auch im Zeitraum von 2011 bis 2015 lag das nominelle durchschnittliche Wachstum nur bei 3,5 Prozent, obwohl laut Kostendämpfungspfad höhere Steigerungen möglich gewesen wären. 2015 gab es ein Plus von 3,3 Prozent.

Dazu kommt, dass Länder und Sozialversicherungen, wenn sie sich an die Vorgabe des Finanzausgleichs halten wollen, zusätzlichen Spielraum haben: Als Ausgangsbasis für die Steigerungsraten wurden nämlich nicht die tatsächlichen Gesundheitsausgaben aus dem Jahr 2016 herangezogen, sondern ein fiktiver Wert, nämlich jene Ausgaben, die im Kostendämfungspfad aus dem Jahr 2011 für 2016 vorgesehen wurden. Und die sind um 500 Millionen Euro niedriger als damals prognostiziert. Womit heuer sogar eine Kostensteigerung um 6,1 Prozent erlaubt wäre.

Insgesamt wurden im Jahr 2015 in Österreich 35 Milliarden Euro für Gesundheitsleistungen inklusive Pflege ausgegeben. Davon kommen 75,6 Prozent oder 26,5 Mrd. Euro von der öffentlichen Hand, also von Bund, Ländern, Gemeinden und Krankenkassen. Private Haushalte, Unternehmen, freiwillige Krankenversicherungen und private Organisationen ohne Erwerbszweck finanzierten die restlichen Ausgaben in Höhe von 8,5 Mrd. Euro. Seit 1990 blieben die öffentlichen und privaten Gesundheitsausgaben mit Anteilen von rund 75 zu 25 Prozent in einem stabilen Verhältnis zueinander.

International im oberen Drittel

Dafür ist der Anteil der Gesundheitsausgaben am BIP beständig gestiegen. Lagen diese 1990 noch bei 7,8 Prozent, so werden nun 10,3 Prozent aufgewendet. Immerhin wurde seit dem Jahr 2010 der Anstieg eingebremst. Im OECD-Vergleich liegt Österreich damit an zehnter Stelle und somit im oberen Drittel der 35 OECD-Mitgliedstaaten. Der OECD-Durchschnitt der laufenden Gesundheitsausgaben beträgt neun Prozent des BIPs. Angeführt wird der OECD-Vergleich erneut von den USA mit laufenden Gesundheitsausgaben in Höhe von 16,9 Prozent des BIPs. In unseren Nachbarländern Schweiz und Deutschland werden 11,5 bzw. 11,1 Prozent des BIPs für Gesundheit aufgewendet.

International führend ist Österreich bei den Ausgaben für die Spitäler. Dafür wurden im Jahr 2015 rund 40 Prozent der gesamten öffentlichen Gesundheitsausgaben oder 10,5 Mrd. Euro aufgewendet. Den Großteil der Ausgaben schulterten die Sozialversicherungsträger mit einem Ausgabenanteil von 45,7 Prozent (4,8 Mrd. Euro), danach folgten die Bundesländer mit 31,9 Prozent (3,35 Mrd. Euro) sowie Bund (1,24 Mrd. Euro) und Gemeinden (1,12 Mrd. Euro) mit jeweils knapp über zehn Prozent. Am stärksten stiegen diese Ausgaben in Vorarlberg mit 5,5 Prozent jährlich seit 2004, wofür vor allem höhere Ärztegehälter ausschlaggebend waren. Den geringsten Anstieg hatte Kärnten mit plus 2,9 Prozent.

Auch bei der Langzeitpflege sind die Steigerungsraten trotz des demografischen Wandels mit 3,5 Prozent deutlich niedriger als vor dem Jahr 2010, als es noch einen jährlichen Zuwachs von 6,3 Prozent gab. Im Jahr 2015 wurden für die Pflege 5,2 Mrd. Euro oder 14,9 Prozent der gesamten Gesundheitsaufwendungen ausgegeben. Diese Mittel teilen sich jeweils zur Hälfte auf Versorgung in Pflegeheimen (51,2) und häusliche Pflege (48,8 Prozent) auf.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.02.2017)

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