Halbruder des Diktators Nordkoreas offenbar in Malaysia ermordet. Der Mord sei von Diktator Kim Jong-un in Auftrag gegeben worden, hieß es.
Kuala Lumpur.Der „rebellische“ Halbbruder des nordkoreanischen Diktators Kim Jong-un ist offenbar in Malaysia vergiftet worden – von zwei nordkoreanischen Agentinnen. Das berichteten am Dienstag mehrere südkoreanische Medien. Demnach sei Kim Jong-nam in Kuala Lumpur auf dem Weg vom Flughafen ins Spital gestorben. Die Polizei bestätigte den Tod eines Nordkoreaners, allerdings nicht die Identität des Mannes.
Kim Jong-nam (45), Sohn des verstorbenen Diktators Kim Jong-il und einer nordkoreanische Filmdiva, lebte seit Jahren im Exil, meist in Macao. Unbestätigten Berichten zufolge hielt der chinesische Geheimdienst eine schützende Hand über ihn. Bereits 2012 soll er knapp einem Attentat eines nordkoreanischen Spions entkommen sein. Der Mord sei von Diktator Kim Jong-un in Auftrag gegeben worden, hieß es.
Lebensfroher Querdenker
Eigentlich wäre Kim Jong-nam dazu bestimmt gewesen, als Clan-Ältester das politische Erbe Kim Jong-ils anzutreten: Doch 2001 fiel er bei seinem Vater in Ungnade. Damals wurde der lebensfrohe Querdenker mit gefälschtem Pass in Japan erwischt. Er wolle ins Disneyland in Tokio, sagte der Kim-Sprössling den Grenzbeamten trotzig. Der Vorfall machte das streng stalinistische Regime weltweit zur Lachnummer.
Doch auch aus anderen Gründen stoppte Kim Jong-il die politische Karriere des unkontrollierbaren Sohnes: Kim Jong-nam sprach sich offen für Reformen aus. In Interviews mit japanischen Medien wünschte er sich für Nordkorea eine wirtschaftliche Öffnung wie in China, kritisierte die Erbfolge in seiner Heimat – und machte kein Geheimnis aus seiner Verachtung für den jüngeren Bruder: Er bescheinigte Kim Jong-un mangelnde Führungsqualitäten. [ AFP ] (basta)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.02.2017)