Essl in die Albertina: „Sammlung für Österreich“

PK ´ZUKUNFT DER SAMMLUNG ESSL´: SCHR�DER / DROZDA / ESSL
PK ´ZUKUNFT DER SAMMLUNG ESSL´: SCHR�DER / DROZDA / ESSL(c) APA (ROLAND SCHLAGER)
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Die Details der Dauerleihgabe der Essl-Sammlung an die Albertina wurden bekannt gegeben. Das Museum bekommt dafür 1,1 Mio. Euro Subvention mehr.

Es war eine schöne Geste, dass nicht Mehrheitseigentümer Hans Peter Haselsteiner am Donnerstag auf dem Podium mit Kulturminister Thomas Drozda und Albertina-Direktor Klaus Albrecht Schröder stand. Sondern Karlheinz Essl. Es ging um die Zukunft seines Lebenswerks, der Kunstsammlung, die seit 2014, als Essl mit seinem Baumax-Unternehmen ins Trudeln geriet, samt Klosterneuburger Museum plötzlich in den Sternen stand. Haselsteiner sicherte damals mit seiner Familienstiftung den Zusammenhalt des Großteils der Sammlung, von der zuvor allerdings einiges verkauft werden musste. Auch das Museum wurde mit 1. Juli vorigen Jahres geschlossen. Worauf eine vage Kooperation der Sammlung mit der Albertina im Wiener Künstlerhaus angekündigt wurde, wo Haselsteiner ebenfalls Mehrheitseigentümer ist.

Jetzt wurden die Details dieser Kooperation bekannt gegeben, die auch einen finanziellen Zuschuss des Bundes enthält. Mit dem gestrigen Tag gingen die 6000 Werke – 3200 von österreichischen, 1700 von internationalen Künstlern – bis 2044 als Dauerleihgabe in die Albertina. Diese wird mit dem Bestand österreichischer Kunst, vor allem Malerei, ab Herbst 2018 das Erdgeschoß des von Haselsteiner renovierten Künstlerhauses als Filiale österreichischer Gegenwartskunst bespielen, unter welchem Namen ist noch nicht klar. Der Rest der Sammlung soll als „Sammlung für Österreich“ aktiv an die größten Museen Österreichs verliehen werden, um kunsthistorische Lücken in den Schausammlungen, unter anderem der Landesmuseen, zu füllen. Drozda steuert dazu eine Startsubvention von einer Million Euro noch für dieses Jahr bei. Ab 2018 wird die jährliche Basisabgeltung der Albertina um 1,1 Millionen Euro erhöht. Unter anderem sollen davon neue Kuratorenposten, Restaurierung, wissenschaftliche Aufarbeitung sowie Depot bezahlt werden – das zumindest die nächsten zehn Jahre im Museum in Klosterneuburg bleiben soll, so Schröder.

100 Werke werden noch verkauft

Eine etwaige Miete für das Künstlerhaus soll davon nicht beglichen werden; auf nähere Details zu den Immobilien wollte niemand eingehen. Auch nicht auf die Höhe der finanziellen Belastung, die noch auf der Sammlung liege. Diese soll laut Essl binnen der nächsten zehn Jahre durch Verkauf von rund 100 Werken getilgt werden. Dabei handle es sich nicht um den „Kernbestand“, den er mit Schröder festgelegt habe; sondern um Werke, die in gleicher Qualität mehrmals vertreten seien, „früher hätte man das Doublettenverkauf genannt“, so Schröder.

Alles eitle Wonne also? Zur Erinnerung: Essl versuchte 2014, das Museum und die Sammlung um kolportierte 86 Mio. Euro an den Staat zu verkaufen, um die Baumax-Schulden zu tilgen. Was unter Kulturminister Josef Ostermayer nicht zustande kam. Jetzt bekam Drozda die Sammlung ohne bauliche Verpflichtung um eine Million pro Jahr. Darauf schien er nicht verzichten zu können, auch wenn gerade in seinem Auftrag eine Strategiegruppe unter Führung von Ex-Mumok-Direktor Edelbert Köb an Vorschlägen zu einer Profilschärfung der Bundesmuseen arbeitet. In dieses Horn stieß auch Grünen-Kultursprecher Wolfgang Zinggl in einer ersten Reaktion: „Gegen eine kostengünstige Übernahme der Sammlung durch die richtigen, im Museumsgesetz dafür ausgewiesenen Einrichtungen, nämlich durch das Museum Moderner Kunst oder das 21er-Haus, wäre nichts einzuwenden gewesen.“ Die in der Museumsordnung festgelegte Kernkompetenz der Albertina beschränke sich aber auf Zeichnung, Druckgrafik, Fotografie.

Womit die Entscheidung, betonten Essl, Drozda, Schröder, allerdings wenig zu tun hatte. Drozda wollte die „Sammlung für Österreich“ prinzipiell sichern. Wo das passiere, sei dem persönlichen Gefühl Essls und dem Engagement Schröders geschuldet, der bereits 1991 die erste Präsentation der Sammlung Essl im Bank-Austria-Kunstforum ermöglicht hat. Kurz darauf scheiterte übrigens der Versuch Essls, seine Sammlung für 75 Jahre im Künstlerhaus einzumieten. Jetzt wird das, ein Privatmuseum später und unter anderen rechtlichen Voraussetzungen, doch noch passieren.

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