Die Favoritin wird ihrer Rolle gerecht

ALPINE SKIING - FIS Ski WC St. Moritz
ALPINE SKIING - FIS Ski WC St. Moritz(c) GEPA pictures (GEPA pictures/ Andreas Pranter)
  • Drucken

Tessa Worley krönte ihre starke Riesentorlaufsaison mit Gold in St. Moritz. Die Französin triumphierte vor Mikaela Shiffrin und Sofia Goggia, die Medaillenserie von Österreichs Damen bei den Titelkämpfen fand hingegen ihr Ende.

St. Moritz/Wien. Keine Überraschung, sondern einen Favoritensieg brachte der WM-Riesentorlauf der Damen in St. Moritz. Tessa Worley löste Anna Veith als Weltmeisterin ab und sicherte sich zum zweiten Mal nach 2013 den Titel. Die Französin gewann vor Mikaela Shiffrin (USA) und Sofia Goggia (ITA). Nach Gold (Nicole Schmidhofer, Super-G), Silber (Stephanie Venier, Abfahrt) und Bronze (Michaela Kirchgasser, Kombination) blieben die ÖSV-Läuferinnen erstmals ohne Medaille, Stephanie Brunner wurde als Beste Fünfte.

„Glück, Freude, Erleichterung. Es ist unglaublich, ich weiß, dass das alle von mir erwartet haben, ich selbst auch“, fasste Worley ihre Emotionen über ihr zweites Gold in St. Moritz nach dem Teambewerb (gemeinsam mit Lebenspartner Julien Lizeroux) zusammen. Kam ihr Triumph vor vier Jahren in Schladming noch überraschend, galt die 27-Jährige aus Annemasse heuer nach drei Siegen und insgesamt sechs Podestplätzen als große Favoritin. Sie hielt dem Druck stand, wenn auch mit Schrecksekunde, als sie beim dritten Tor kurz aus dem Gleichgewicht kam. „Da ging der Herzschlag hoch.“

Lange Durststrecke des „Flohs“

Worley ist damit wieder zurück an der Spitze angekommen. Im Dezember 2013 hatte ihre Karriere einen jähen Rückschlag erlitten, als sie sich bei einem Slalomsturz einen Kreuzbandriss sowie Meniskusschäden im rechten Knie zuzog und für die gesamte Olympia-Saison ausfiel. Zehn Monate später gab sie ihr Weltcup-Comeback, der Hochform fuhr sie aber bis zu diesem Winter hinterher. „Ich habe nicht genug auf meinen Körper gehört“, erklärte sie rückblickend. Erst als das Vertrauen in sich und den Körper wieder gänzlich hergestellt war, stellten sich die Topergebnisse ein. Im November feierte der „Floh“, wie Worley aufgrund ihrer Körpergröße von 1,57 Metern genannt wird, in Killington den ersten Sieg seit knapp drei Jahren, inzwischen sind es insgesamt elf – allesamt im Riesentorlauf.

Worley am nächsten kam Shiffrin, die mit Laufbestzeit im zweiten Durchgang Goggia noch vom zweiten Rang verdrängte. „Tessa war in beiden Läufen sehr gut, ich freue mich über Silber“, sagte die US-Amerikanerin, für die am Samstag Slalomgold bereitliegt. Bei Goggia, die als Vierte im Super-G und Zehnte in der Abfahrt noch bittere Tränen vergossen hatte, war die Erleichterung über Platz drei groß. „Unfassbar. Jetzt habe ich meine Medaille, und das ausgerechnet im Riesentorlauf, wo ich es am wenigsten erwartet habe“, sagte die Italienerin.

0,56 Sekunden fehlten Brunner als bester Österreicherin auf das Podest, die 22-jährige Tirolerin war mit ihrem WM-Debüt dennoch zufrieden. „Ich bin superhappy. Im ersten Durchgang hat mir noch ein bisschen die Sicherheit gefehlt, aber ich bin nicht von einer Medaille ausgegangen, ich wollte mein Bestes geben“, sagte sie.

Veith bittet noch um Geduld

Kirchgasser (12.) brachte ein Fehler im ersten Durchgang um ein besseres Resultat. „Das wurmt mich immer noch, aber das Skifahren war besser als in der gesamten Saison.“ Auch Bernadette Schild warf als Halbzeit-Elfte auf dem Weg zur Zwischenführung ein schwerer Fehler im unteren Teil auf Rang 17 zurück. „Ich habe gemerkt, es lauft, da wollte ich den Ski freigeben und voll attackieren. Man gewinnt nichts, wenn man nicht riskiert“, erklärte die Salzburgerin, die im Weltcup in 17 Versuchen erst zweimal in dieser Disziplin gepunktet hat. Über drei Sekunden Rückstand wies die entthronte Titelverteidigerin Veith als 22. auf. „Nach der Steilhangeinfahrt konnte ich den Schwung nicht eng halten“, sagte die 27-Jährige und zog trotz allem ein positives WM-Resümee. „Es fehlt nicht so viel, aber ich brauche noch ein bisschen Zeit.“

Glück im Unglück hatte Katharina Truppe. Die 21-Jährige kam im ersten Durchgang kurz vor dem Ziel nach einem Einfädler schwer zu Sturz, klagte danach über Schmerzen. Eine erste Untersuchung gab jedoch Entwarnung: Das Knie blieb unverletzt. Die Kärntnerin trägt neben Schild die ÖSV-Hoffnungen für den abschließenden Slalom.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.02.2017)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Tessa Worley
Wintersport

Ski-WM: Worley gewinnt Riesentorlauf-Gold, Brunner Fünfte

Die Französin Tessa Worley triumphierte vor Mikaela Shiffrin und Sofia Goggia. Stephanie Brunner fehlten 0,56 Sekunden auf das Podest.
Kommentare

Keine Konjunktivspekulationen

0,01 Sekunden da, grober Schnitzer dort – es gibt Medaillen bei der WM in St. Moritz. Die ÖSV-Damen gingen im RTL leer aus. Egal, sie haben doch ohnehin schon alles gewonnen bei diesem Event.
Anna Veith und das Idyll im Engadin: die Salzburgerin will sich bei dieser WM auf ihre Technik verlassen.
Wintersport

Limit einer Erfolgsverwöhnten

Anna Veith geht heute als Titelverteidigerin an den Start, Favoritinnen sind jedoch andere. Das Comeback der Salzburgerin nach ihrem Knie-Totalschaden gleicht einer Achterbahnfahrt, wie weit ist sie noch von der Weltspitze entfernt?
Wintersport

Saisonende und Knie-Operation für Anna Veith

Die 27-Jährige leidet an einer chronischen Entzündung der Patellasehne. Erst Ende 2016 hatte sie ihr Comeback im Weltcup gegeben.
Anna Veith
Salon

So sympathisch und attraktiv wie Anna Veith ist keine

Marketagent hat eine Umfrage zu heimischen Berühmtheiten gemacht: Niki Lauda ist der bekannteste Promi, Fußballer Marco Arnautovic "nervt".

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.