Der Goldpreis macht nicht was er sollte - mal wieder

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Gold verteuerte sich rund sieben Prozent, seit die Fed ihre Zinsen im Dezember angehoben hat. Eigentlich hätte das Edelmetall billiger werden müssen.

Was für Gold in der Praxis funktioniert, funktioniert selten in der Theorie. Die letzten drei US-Zinserhöhungen hätten sich bei ansonsten gleichen Bedingungen negativ auf das Edelmetall auswirken sollen, doch die Preise zogen in den folgenden Monaten an. Gold verteuerte sich rund sieben Prozent, seit die Federal Reserve ihre Zinsen am 14. Dezember angehoben hat. In den zwei Monaten nach der vorigen Straffung im Dezember 2015 kletterte der Goldpreis um 13 Prozent, und sechs Prozent waren es nach dem Schritt im Juni 2006.

Teilweise lag das an rationalen Erwartungen, teils an anderen Dingen, die für Störfeuer sorgten. Diesmal gehört auch die Präsidentschaft von Donald Trump dazu. Die Unsicherheiten im Zusammenhang mit seiner Regierung haben die Märkte seit seiner Wahl am 8. November beherrscht. Anfänglich waren Edelmetalle noch unter Druck geraten. Anleger reagierten auf die Zusage von Trump, die Wirtschaft über Infrastrukturausgaben kräftig anzukurbeln. Das würde die Erträge von Vermögenswerten wie Aktien steigern und das Interesse an Anlagehäfen wie Gold schmälern. Doch da Trump seine Zeit bislang auf andere Fragen ausrichtet, stoppte der Trend schnell und kehrte sich um. Die Fed-Zinserhöhung im Dezember stellte mal wieder den Zyklustiefpunkt für Gold dar, und auch die Erwartung weiterer Straffungen vermochten einen weiteren Preisanstieg nicht aufzuhalten.

Wahlen in Europa sorgen für Flucht in Gold

"Der Markt sorgt sich mehr vor einem Ereignis als danach", schrieb Ole Hansen, Leiter Rohstoffstrategie bei Saxo Bank A/S, in einer E-Mail. "Sobald die Straffung vorbei war, kam ein ausgewogeneres Bild auf, und zusammen mit einem Realitätcheck des möglichen Trump-Effekts tat das sein Übriges." Anleger in den größten mit Gold unterlegten börsengehandelten Fonds haben in diesem Monat 44 Tonnen zugekauft, was dem Edelmetall zu einem Preisanstieg um vier Prozent verhalf. Zuvor hatte das chinesische Neujahrsfest im Januar für saisonalen Auftrieb gesorgt, weil die Chinesen zu diesen Feiertagen gerne Gold verschenken. "Es scheint fast so, als ob ein großer Fondsmanager in den Markt kommt", sagte Bernard Dahdah, einer der treffsichersten Prognostiker der London Bullion Market Association. "Das werden wir erst im nächsten Quartal erfahren."

Zumindest einer von ihnen äußerte sich öffentlich dazu. Milliardär Stan Druckenmiller sagte diesen Monat, er sei im Dezember und Januar als Käufer aufgetreten - wegen der fehlenden Klarheit über die US-Regierungspolitik. Es gibt noch andere Gründe, vor politischen Unsicherheiten Zuflucht zu suchen. In Deutschland, Frankreich und den Niederlanden stehen Wahlen an, während Großbritannien über die Bedingungen für den EU-Austritt feilscht. "Anleger suchen noch immer nach einer Zuflucht", sagte Analystin Eily Ong von Bloomberg Intelligence.

(Bloomberg)

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