Ist das Tullimonstrum doch kein Wirbeltier?

(c) Sean McMahon/Yale University
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Eine neue Arbeit stellt die Einordnung des seltsamen Fossils erneut in Frage.

In den USA hat jeder Bundesstaat nicht nur ein lateinisches Motto (z. B. Kansas: „Per aspera ad astra“), sondern auch ein Staatsfossil. Illinois hat ein ganz skurriles, die dazugehörige Art nennt man Tullimonstrum gregarium, nach seinem Entdecker Francis Tully. Dieses Tier, das vor circa 310 Millionen Jahren lebte, war ungefähr 35 Zentimeter lang, hatte offenbar eine Schwanzflosse und eine Art Rüssel; umstritten ist sogar, wo bei ihm oben und unten war. Zunächst hielt man es für einen Wurm, aber auch als Weichtier und Gliederfüßer wurde es klassifiziert. 2016 dann erklärten es Forscher der Yale University zum Wirbeltier, es habe eine Chorda dorsalis (die Urform des Rückgrats), Kiementaschen, scharfe Zähne und Stielaugen gehabt. Zeitlich wäre das gut möglich, man glaubt, dass sich die Wirbeltiere vor über 500 Millionen Jahren entwickelt haben.

Dennoch sei Tullimonstrum kein Wirbeltier gewesen, erklären nun Forscher um Lauren Sallan (University of Pennsylvania) in Palaeontology (20. 2.). Die Kollegen hätten die Fossilien falsch interpretiert, hätten nicht bedacht, dass im Fundort Mazon Creek nur weiches Gewebe erhalten geblieben sein kann. Auch habe das kleine Monster offenbar Becheraugen gehabt, das passe nicht zu Wirbeltieren. Dass in den Augen komplexes Gewebe (mit Melanosomen) detektiert wurde, sei kein gutes Argument, auch Kopffüßer und Gliederfüßer hätten solches. Damit ist wieder alles offen für das Illinois-Fossil. (tk)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.02.2017)

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