Nordkoreanischer Diplomat könnte in Mord Kims verwickelt sein

Die Mordverdächtigen im Fall Kim.
Die Mordverdächtigen im Fall Kim.APA/AFP/Royal Malaysian Police/H
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Der hochrangige Botschaftsangestellte soll verhört werden. Die zwei festgenommenen Frauen hätten den Halbbruder Kim Jong-uns wissentlich vergiftet, sagt die Polizei.

Die malaysischen Behörden verdächtigen im mysteriösen Mordfall Kim Jong Nam nach eigenen Angaben auch einen hochrangigen Mitarbeiter der nordkoreanischen Botschaft in Kuala Lumpur. Der Diplomat halte sich noch immer in Malaysia auf, befinde sich aber nicht in Gewahrsam, sagte Polizeichef Khalid Abu Bakar am Mittwoch auf einer Pressekonferenz. Der Mann wurde demnach aufgefordert, sich zu einer Vernehmung einzufinden. Bei einem zweiten Verdächtigen handele es sich um einen Mitarbeiter der nordkoreanischen Fluggesellschaft Air Koryo. Vier weitere Verdächtige hätten Malaysia bereits am Tattag verlassen und befänden sich höchstwahrscheinlich in Pjöngjang, sagte der Polizeichef.

Mehr Gewissheit haben die Behörden bei den zwei nach der Attacke auf den älteren Halbbruder von Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un festgenommenen Frauen: Sie hätten die Giftattacke wissentlich verübt, sagt die Polizei. Malaysias Polizeichef Khalid Abu Bakar sagte am Mittwoch auf eine entsprechende Frage eines Journalisten: "Ja, natürlich wussten sie es."

Ein Überwachungsvideo vom Flughafen in Kuala Lumpur, auf dem das Attentat zu sehen ist, zeige, dass eine der Frauen sofort nach der Tat einen Waschraum aufsuche, weil sie sich "sehr bewusst " gewesen sei, dass sie wegen des Gifts ihre Hände waschen musste, sagte Khalid. Die beiden Täterinnen hätten in örtlichen Einkaufszentren für ihre Tat trainiert.

Indonesierin nicht "ausgetrickst"

Das Überwachungsvideo wurde am Montag veröffentlicht. Es zeigt den eigentlichen Angriff auf den Halbbruder Kims, Kim Jong Nam. Ein japanischer Fernsehsender zeigte die Sequenz, in der sich zwei Frauen Kim nähern. Eine greift ihn von hinten an und drückt ihm mutmaßlich ein Tuch ins Gesicht. Nach dem Angriff wendet sich das Opfer an das Flughafenpersonal und wird in eine Klinik gebracht.

Unter den Festgenommenen ist auch eine Indonesierin. Die Behörden ihres Heimatlandes hatten vermutet, dass die 25-Jährige bei dem Attentat "ausgetrickst" worden ist. Die Frau habe glauben sollen, sie nehme an einem Streich für eine Fernsehshow im Stil der "Versteckten Kamera" teil. Dieser Version widersprach nun der malaysische Polizeichef.

Der 45-jährige Halbbruder von Nordkoreas Staatschef war am Montag vor einer Woche am Flughafen von Kuala Lumpur ermordet worden. Südkoreanischen Medien zufolge sprühten ihm die Täter Gift ins Gesicht, bevor er an Bord einer Maschine nach Macau gehen wollte. Nach Angaben aus Südkorea ergaben die malaysischen Ermittlungen, dass Pjöngjang hinter dem Anschlag steckt.

(APA/AFP/dpa)

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