Tesla-Chef Musk: "Man muss Enten füttern, solange sie quaken"

AFP (KARIM SAHIB)
  • Drucken

Tesla sieht sich für den Beginn der Massenfertigung seiner neuen Model-3-Reihe bis September in der Spur. Allerdings verzichtet der Elektroautobauer auf seine übliche Prognose zu den Auslieferungen für das Gesamtjahr.

Der Elektroautobauer Tesla hält am ehrgeizigen Zeitplan für seinen Angriff auf den Massenmarkt fest. Man sei auf Kurs, die Produktion des ersten Mittelklasse-Stromers im Juli anlaufen zu lassen, teilte das Unternehmen des Tech-Milliardärs Elon Musk am Mittwoch nach US-Börsenschluss mit. Im September solle das "Model 3" dann in die Serienfertigung gehen.

Musk geht mit dem ersten Elektroauto von Tesla, das sich mit einem Preis von rund 35.000 Dollar (33.000 Euro) an die breite Masse wendet, ein hohes Risiko ein. Mit Hilfe des "Model 3" soll die Jahresproduktion bis 2018 auf 500.000 und bis 2020 auf eine Million Wagen steigen. Im vergangenen Jahr fertigte das Unternehmen knapp 84.000 Fahrzeuge.

Um seine ambitionierten Ziele zu erreichen, nimmt Musk mit Tesla viel Geld in die Hand und rote Zahlen in Kauf. Verglichen mit dem Vorjahreswert sank der Verlust im vierten Quartal aber immerhin von 320,4 auf 121,3 Millionen Dollar (114,7 Millionen  Euro). Die Umsätze wuchsen überraschend stark um 88 Prozent auf 2,3 Milliarden Dollar.

Allerdings verzichtete der Elektroautobauer bei der Vorlage seiner Geschäftszahlen am Mittwoch auf seine übliche Prognose zu den Auslieferungen für das Gesamtjahr. Auch lehnte es das Unternehmen ab, die im April veröffentlichte Zahl der Vorbestellungen für das neue Modell von damals 373.000 Stück zu aktualisieren. Konzernchef Elon Musk erklärte, die Öffentlichkeit werde die endgültige Version des neuen Autos möglicherweise erst im Juli zu Gesicht bekommen. Er brachte eine Kapitelerhöhung ins Gespräch.

Musk wiederholte jedoch am Mittwoch sein Ziel, im kommenden Jahr insgesamt eine halbe Million Fahrzeuge zu produzieren. Bis 2020 solle diese Zahl verdoppelt werden, sagte er. Auf dem Weg dahin will Tesla beim Model 3 "irgendwann im vierten Quartal" 2017 eine wöchentliche Fertigung von 5000 Stück erreichen, die dann "irgendwann 2018" auf das Doppelte steigen soll. Damit müsste Tesla seinen Gesamtausstoß deutlich steigern: Für die erste Hälfte des laufenden Jahres sagten die Amerikaner für die Modelle S und X insgesamt bis zu 50.000 Auslieferungen voraus.

Kapitalerhöhung vermutlich sinnvoll...

Vor dem Start des Model 3 stehen Tesla zufolge noch Kapitalausgaben von bis zu 2,5 Milliarden Dollar an. Zwar habe man genug Geld auf der Hand, sagte Musk in einer Telefonschaltung mit Experten. Vermutlich wäre jedoch eine Kapitalerhöhung sinnvoll, um das Risiko zu reduzieren. Ivan Feinseth, Forschungsleiter bei Tigress Financial Partners, äußerte sich dazu positiv und verwies auf die Geschäftszahlen. "Man muss die Enten füttern, solange sie quaken", sagte er. Wenn das Unternehmen jetzt an den Markt gehe, sei ihm ein herzlicher Empfang sicher. In den vergangenen zwölf Monaten legte die Tesla-Aktie um etwa 54 Prozent zu.

Aktie im Aufwind

Am Markt kamen die Quartalszahlen gut an und auch die Bestätigung der "Model 3"-Pläne dürfte Anlegern gefallen haben - nicht immer konnte Tesla die strengen zeitlichen Vorgaben seines Chefs in der Vergangenheit einhalten. Die Aktie stieg nachbörslich zeitweise um rund drei Prozent.

In den Quartalszahlen waren erstmals auch Erlöse des im November geschluckten Ökostrom-Firma SolarCity enthalten. Durch die Übernahme können die Solaranlagen in Teslas Energiesparte eingegliedert werden. Das Unternehmen bietet seit vergangenem Jahr Stromspeicher für Haushalte und Unternehmen an und will nach der Autoindustrie den Energiemarkt aufmischen.

Musk verspricht Anlegern den ersten vollintegrierten und nachhaltigen Energiekonzern der Welt. Ein wichtiger Teil der langfristigen Strategie ist auch die riesige Batteriefabrik "Gigafactory" in Nevada, die Tesla im vergangenen Sommer eröffnete. Im Jänner begann dort die Zellfertigung, das Projekt ist der Schlüssel, um einmal in großem Stil Elektroautos für den Massenmarkt zu fertigen zu können.

Das Unternehmen kündigte zudem die Rückkehr des bei Investoren beliebten ehemaligen Finanzchefs Deepak Ahuja an. CFO Jason Wheeler wird demnach im April gehen.

(APA/Reuters/dpa)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.