Lufthansa rüstet auf, Ryanair klagt

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Die AUA-Mutter Lufthansa stärkt durch die Übernahme von 38 Fliegern der maroden Air Berlin ihre Billigtochter Eurowings. Eine Übernahme, kritisiert Ryanair.

Frankfurt/London. Michael O'Leary ist nicht nur in der Luftfahrt berühmt für seine provokanten Kommentare und harsche Kritik. Jetzt hat der Boss der Billig-Airline Ryanair ein neues Thema: Die Übernahme von 38 Flugzeugen samt Crews der strauchelnden Air Berlin durch die Lufthansa (wovon fünf Flugzeuge an die AUA gehen) ist für O'Leary ein rotes Tuch.

„Im Rest der Welt gilt bei einem Monopol: Wenn es aussieht, heult und stinkt wie ein Wolf, ist es ein Wolf. Nur in Deutschland ist es ein Häschen“, ätzt O'Leary pointiert in der „Wirtschaftswoche“. Und kündigt umgehend juristische Schritte gegen die Kooperation von Lufthansa und Air Berlin an. „Wir reichen Beschwerden bei der EU und dem Kartellamt ein“, sagt der Ryanair-Chef.

Er wertet den Lease-Vertrag zwischen Lufthansa und Air Berlin als „eine Übernahme mit dem Ziel der Marktbeherrschung. Die Lufthansa kontrolliert die Kapazitäten ihres wichtigsten Wettbewerbers, setzt die Preise fest und entscheidet, wo die Flugzeuge starten.“

Mit Blick auf die Allianz kritisiert O'Leary vor allem das Bundeskartellamt. „Die deutschen Behörden tun nichts.“ Die Kartellwächter hatten der Lufthansa schon im Jänner genehmigt, die 38 Flugzeuge der schwer angeschlagenen Air Berlin zu übernehmen. Die Ryanair, die inzwischen nach Passagierzahlen die Lufthansa überholt hat und die größte Fluglinie Europas ist, wurde sofort beim Kartellamt vorstellig. Doch das Amt betonte, die Vereinbarung sei anders zu bewerten als eine Übernahme des gesamten Unternehmens. Jetzt will es O'Leary offenbar nochmals wissen.

Zorn nach Aer-Lingus-Schlappe

Hinter dieser Attacke steckt nicht nur die Sorge O'Learys, dass die Lufthansa mit ihrer Billigschiene Eurowings zu stark werden könnte. Die Air-Berlin-Maschinen werden nämlich in die Eurowings eingegliedert. Es schwingt auch eine alte „Niederlage“ mit. Mehrfach hatte die Ryanair versucht, den kleinen irischen Konkurrenten Aer Lingus zu kaufen. Ebenso oft ist sie an den Wettbewerbshütern der EU gescheitert. Die EU-Kommission gab schließlich im Juli 2015 grünes Licht für den Kauf – allerdings nicht der Ryanair, sondern dem „Erzfeind“ auf der Insel, der British-Airways-Mutter IAG. „Es ist unglaublich, wie die Wettbewerbshüter mit uns umgegangen sind, als wir Aer Lingus übernehmen wollten“, ärgert sich O'Leary im Gespräch mit dem Touristik-Magazin „FVW“ noch heute.

Die Attacke auf die Lufthansa entbehrt auch deshalb nicht einer gewissen Pikanterie, weil Ryanair und Lufthansa zu den Gründungsmitgliedern des neuen europäischen Lobbyverbandes Airlines 4 Europe gehören, der im Jänner 2016 gegründet worden ist. In dieser Vereinigung haben sie sich auf ein gemeinsames Vorgehen beim Kampf um die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Luftfahrt eingeschworen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.02.2017)

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