Mit Opel in die Champions League

(c) AFP (ERIC PIERMONT)
  • Drucken

Mit dem Kauf von Opel will der französische PSA-Konzern hoch hinaus: Einen "europäischen Champion" im Automobilsektor wolle er schaffen, sagte PSA-Chef Carlos Tavares bei der Vorlage der Bilanz.

In Deutschland interessieren jedoch weniger die Ambitionen des Managers als die Aussichten für die Arbeitsplätze.

Was würde eine Übernahme von Opel für die Mitarbeiter bedeuten?

PSA-Chef Tavares versichert, er wolle die bestehenden Job- und Standortgarantien übernehmen und Opel als eigenständiges deutsches Unternehmen erhalten. Das bedeutet einen Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen bis Ende 2018. Diese Zusagen sind zentral für die Bundesregierung und die Arbeitnehmervertreter, die einen Stellenabbau befürchten. In Deutschland arbeiten für Opel derzeit rund 18.250 Menschen an den Standorten Rüsselsheim, Kaiserslautern und Eisenach.

Was würde die Übernahmen für das Opel-Werk in Wien-Aspern bedeuten?

Das ist noch völlig unklar. 1.600 Mitarbeiter der Opel Wien GmbH produzieren hier Motoren und Getriebe. Zwar läuft ein Großauftrag aus, derzeit weiß aber niemand, ob Peugeot in Zukunft auf die weitere Zulieferung aus diesem Werk setzt.

Was verspricht sich PSA von der Übernahme?

Tavares will mit Opel in die Champions League der Autohersteller aufsteigen. Mit dem Kauf würde PSA zum zweitgrößten Autohersteller hinter Volkswagen in Europa, gemessen an den Verkaufszahlen. PSA mit seinen Marken Peugeot, Citroën und DS verkaufte im vergangenen Jahr gut 3,1 Millionen Fahrzeuge, bei Opel und der britischen Schwestermarke Vauxhall waren es rund 1,2 Millionen.

Welchen Vorteil würde Opel den Franzosen bringen?

Ein PSA-Sprecher erläutert: "Opel hat eine sehr starke Position in Deutschland und im Vereinigten Königreich, PSA ist vor allem in Frankreich, Spanien und Italien präsent." Auf dieser "soliden europäischen Basis" könne PSA auch international weiter wachsen. Denn weltweit ist PSA deutlich schwächer aufgestellt als große Konkurrenten wie VW oder Toyota.

Welche Risiken bestehen bei der Übernahme?

Autoexperten fürchten, dass sich PSA und Opel gegenseitig "kannibalisieren" könnten, denn beide Konzerne sind vor allem im Bereich der Mittelklassewagen unterwegs. Sie haben Zweifel, ob für PSA mittelfristig die 19 europäischen Fabriken rentabel wären, die der Konzern dann zusammen mit Opel und Vauxhall hätte. Zudem bindet eine Übernahme womöglich Kräfte, die in die Entwicklung von Zukunftstechnologien gehen könnten - wie selbstfahrende Autos oder Elektroantriebe.

Wann soll die Transaktion über die Bühne gehen?

Nach Informationen der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" wollen die Opel-Mutter General Motors aus den USA und PSA den Kauf in der ersten Märzwoche vollziehen - vor dem Internationalen Autosalon in Genf, der offiziell am 9. März beginnt.

Was lässt sich PSA die Übernahme von Opel kosten?

Bisher ist von den beteiligten Unternehmen kein Kaufpreis genannt geworden. In französischen Medien wird aber der Betrag von maximal drei Milliarden Euro genannt - inklusive der Kosten einer möglichen Umstrukturierung.

Woher nimmt PSA das Geld für den Kauf?

In den Kassen von PSA liegen mehrere Milliarden Euro. Das mag überraschen, denn im Jahr 2014 stand der französische Konzern noch kurz vor der Pleite. Seitdem hat Tavares das Unternehmen aber durch ein rigoroses Sparprogramm wieder aufgemöbelt. Im vergangenen Jahr steigerte PSA seinen Gewinn um 80 Prozent auf 2,15 Milliarden Euro. Anders als von französischen Gewerkschaftsvertretern befürchtet, wurde dies ohne Stellenstreichungen erreicht.

(APA/AFPIn)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Opel Austria Powertrain eroeffnet am 30. Juni neues 6-Gang-Getriebe-Werk
Unternehmen

Gilt Peugeots Jobgarantie auch für Opel-Werk in Aspern?

Während das Wirtschaftsministerium von einer Jobgarantie wie in Deutschland ausgeht, halten sich die Opelaner mit Aussagen zurück. Der aktuelle Auftrag für die Produktion der 1,2 und 1,4-Liter-Motoren 2018 läuft aus.
Unternehmen

Peugeot will durch Opel-Kauf offenbar Milliarden einsparen

Der französische Autobauer PSA (Peugeot Citroen) kann sich erstmals seit sechs Jahren wieder eine Dividende leisten. Für die Übernahme von Opel hat der Konzern Milliarden in der Kassa.
Unternehmen

Briten bangen um Vauxhall´- Jeder dritte Opel-Job in Gefahr

Pensionslasten könnten bei der Entscheidung des französischen Autobauers Peugeot über mögliche Einschnitte nach einer Übernahme der beiden europäischen GM-Töchter Opel und Vauxhall eine Rolle spielen.
GM-Chefin Mary Barra hat den Konzern von Opel befreit
Unternehmen

Die Frau am Steuer vom GM will den ganz großen Wurf

Der Abschied von Opel ist nicht nur eine gewagte Abkehr von Europas Automarkt, sondern auch der Startschuss für einen umfassenden Strategiewechsel bei General Motors.
Carlos Tavares: Opell ist erst der Anfang
Unternehmen

"Eines Tages hat man Appetit, die Nummer eins zu werden"

Die Opel-Übernahme ist das bisher riskanteste Projekt des portugiesischen Managers Carlos Tavares.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.