Augmented & Virtual Reality: Wo bleibt der reale Geschäftserfolg?

Im Bild v.l.n.r.: Markus Meixner (ViewAR), Robert Ludwig (Dimension Data Austria), Annette Mossel (TU Wien), Christine Antlanger-Winter (Mindshare Austria), Franz Dornig (IBM Österreich), Harald Mayer (APA – Austria Presse Agentur), Thomas Stern (Moderation, Braintrust)
Im Bild v.l.n.r.: Markus Meixner (ViewAR), Robert Ludwig (Dimension Data Austria), Annette Mossel (TU Wien), Christine Antlanger-Winter (Mindshare Austria), Franz Dornig (IBM Österreich), Harald Mayer (APA – Austria Presse Agentur), Thomas Stern (Moderation, Braintrust)(c) APA-Fotoservice / Richard Tanzer
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Schon vor einigen Jahren wurde der bevorstehende Durchbruch von Virtual (VR) und Augmented Reality (AR) angekündigt. Nun dürfte es aber tatsächlich so weit sein: Die Geräte werden erschwinglich und zahlreiche neue Anwendungen zeigen das Potenzial der neuen Technologien, gaben sich Expertinnen und Experten überzeugt bei einer Podiumsdiskussion im Rahmen der Plattform „Digital Business Trends“ am 23. Februar 2017 in Wien.

„Vom Vorbild eines Holodecks aus der Serie Star Trek sind wir noch ein bisschen entfernt. Wir sind ihm seit dem Hype vor ein paar Jahren aber schon ein gutes Stück näher gekommen“, erklärte  Annette Mossel von der Technischen Universität (TU) Wien im Rahmen einer Veranstaltung der "Digital Business Trends". Die jüngsten Entwicklungen bei Virtual und Augmented Reality könnten die Grenzen diverser Geschäftsbereiche  jedenfalls deutlich erweitern.

Die Anwendungsmöglichkeiten für VR seien vielfältig: Makler könnten aus den Grundrissen einer Wohnung automatisch 3D-Modelle generieren, sie auch gleich realistisch möblieren und verschiedene Beleuchtungssituationen simulieren. Digitale Trainings von Operationen oder Rettungseinsätzen werden möglich und Rehab-Übungen lassen sich in virtuelle Spiele einbetten. Einsatzgebiete für AR gebe es unter anderem in Fertigung, Logistik oder bei Wartungstätigkeiten.

Das Interesse an den Themen Augmented und Virtual Reality ist ungebrochen groß.
Das Interesse an den Themen Augmented und Virtual Reality ist ungebrochen groß.(c) APA-Fotoservice / Richard Tanzer

Kritik am Formfaktor mancher Lösungen ist laut Mossel berechtigt – daran müsse noch gearbeitet werden. Allerdings hätten Handys vor 15 Jahren auch noch anders ausgesehen. Wearables würden im Vergleich zum Smartphone in der Hand deutliche Vorteile bieten. In den kommenden Jahren bleibe das – weit verbreitete und günstige – Smartphone dennoch die Hauptplattform. Das langfristige Ziel sei aber die gerätelose, intuitive Interaktion.

Digitale Wegweiser zum Flughafen-Gate

Mit Augmented Reality könnte man sich beispielsweise am Flughafen den Weg zum Gate einblenden lassen, ergänzte Markus Meixner vom Softwareentwickler ViewAR. Wenn die Waschmaschine einen Fehlercode anzeige, reiche es, sie durch die Handykamera zu betrachten, um die Problemlösung angezeigt zu bekommen. Für Lufthansa Cargo habe man ein Planungstool entwickelt, mit dem Frachtpaletten gescannt und das Volumen berechnet werden, um den Frachtraum optimal auszunutzen. Im Vorjahr sei man zudem für die weltweit beste AR-App – ein gemeinsames Projekt mit Bang & Olufsen – ausgezeichnet worden. Dabei wurde visualisiert, wie die Produkte des Unternehmens in die Wohnung passen.

Die Microsoft HoloLens konnte im Rahmen des Events auch auspropiert werden.
Die Microsoft HoloLens konnte im Rahmen des Events auch auspropiert werden.(c) APA-Fotoservice / Richard Tanzer

„In Zukunft werden AR-Anwendungen an vielen Stellen zum Einsatz kommen und bisherige Abläufe und Prozesse verändern, wenn nicht sogar revolutionieren“, war sich auch Franz Dornig von IBM Österreich sicher. Bei der Benutzerfreundlichkeit gebe es teilweise aber noch Nachholbedarf. Gut funktionieren würden bereits Head-up-Displays in Autos. Abgesehen von den visuellen gebe es noch viele weitere Benutzerschnittstellen. So hätte man auch bei der Sprachsteuerung die Hände frei. Künftig würden diese verschiedenen Möglichkeiten immer stärker zusammenwachsen. Für die Unmengen an Daten, die durch 3D-Simulationen entstehen, brauche es entsprechende Plattformen wie IBMs Watson, um Relevantes herauszufiltern.

Motion Sickness und Unschärfe lösbar

Auch die journalistische Arbeit werde sich durch VR und 360-Grad-Videos ändern, erwartet Harald Mayer von der APA – Austria Presse Agentur. So könnte man dadurch emotional tief in Geschichten eintauchen. Probleme wie Motion Sickness – eine durch die Nutzung auftretende Übelkeit – und Unschärfe sieht er als temporäres Phänomen. Für den prognostizierten Durchbruch von VR am Massenmarkt fehle zwar noch die „Killer-App“. „Es ist aber davon auszugehen, dass diese kommt und VR oder noch wahrscheinlicher AR aus unserem Alltag in einigen Jahren – ähnlich wie Smartphones heute – nicht mehr wegzudenken sein werden“, so Mayer.

Auf eine schon sehr lange Reise verwies auch Christine Antlanger-Winter von der Mediaagentur Mindshare. Jahrelang habe man auf entsprechende Anwendungen gewartet. Mit dem Anstieg an Connected Devices und den Entwicklungen auf technischer Seite würde nun aber eine neue Ära von Umsetzungen im Virtual und Augmented Reality-Bereich anbrechen. Noch unklar sei, ob der Durchbruch am Markt durch Unterhaltungsangebote erfolge oder doch durch hochqualitative Service-Anwendungen. Sie glaube an ersteres, da Menschliches die Massen stärker anspricht. Beispiel dafür sei eine Anwendung, bei der virtuelle Pinguine den Weg von der U-Bahn in den Zoo zeigen. Für werbetreibende Unternehmen eröffnet sich ein neues Medium beziehungsweise ein neuer Marketing-Kanal.

Bei sinkenden Gerätepreisen werde auch die Anzahl der Nutzer steigen, prognostizierte Robert Ludwig vom IKT-Dienstleister Dimension Data Austria. Er sieht breite Anwendungsmöglichkeiten etwa für ältere, nicht mehr so mobile Personen, die virtuell an Familienfeiern teilnehmen könnten. Auch bei der Suche nach bestimmten Produkten im Baumarkt könnte eine AR-Anwendung gute Dienste leisten. „Die Daten, die präsentiert werden, müssen aber auch irgendwo gespeichert werden“, verwies Ludwig darauf, dass auch eine entsprechende Infrastruktur notwendig sei.

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