Sonja Harters Debütroman: Roadtrip mit Bonmot

Vor Partykellern wird ausdrücklich gewarnt. Sonja Harters Debütroman „Weißblende“ schließt aus weiblicher Perspektive an eine österreichische Literaturtradition an: Nachrichten aus der finsteren Provinz.

Sonja Harter, 1983 in Graz geboren und in der österreichischen Literaturszene bisher vor allem als Lyrikerin bekannt, hat ihren ersten Roman geschrieben. Mit „Weißblende“betritt sie das österreichische Prosaland mit einem immer wiederkehrenden Thema der heimischen Literatur: einem verstörenden Einblick in die tiefste Provinz, mit großem Wiedererkennungswert für alle, die in ähnlichen Gegenden aufgewachsen und in „eine der großen Städte“ geflüchtet sind.

Harters Provinz liegt in einem Tal, das überbrückt wird von Autobahnschneisen und umschlungen ist von Gleisanlagen, die in alle Richtungen führen: Hauptsache weg. Die Schrägheit der Landschaft muss „aufgeschüttet werden, mit Brettern abgesichert, um ein wenig Waagrechte zu schaffen, die daran erinnert, dass nicht alles hier in Schräglage geschehen kann“. Das Auto als Maß aller Dinge und Sehnsuchtsobjekt aller Burschen ab zwölf, der lebenslängliche Bausparvertrag, die Bushaltestelle als Wartestelle auf das große Leben – verkörpert durch die dort herumlungernden Mädchen und die Halbwüchsigen auf ihren frisierten Mopeds, die wie Fliegen um den Honig immer engere Kreise ziehen um die zu früh geschminkten Mädchen, all das lässt in wenigen Sekunden ein Bild des Landlebens aufsteigen wie ein Albtraum.

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