VW zurück in der Gewinnzone

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Trotz hoher Lasten aus dem Skandal um Abgas-Manipulation in den USA meldet Volkswagen einen Milliardengewinn.

Volkswagen verdaut die Dieselkrise schneller als gedacht: Der Wolfsburger Konzern wies am Freitag für das abgelaufene Jahr einen Betriebsgewinn von 7,1 Milliarden Euro aus. 2015 hatten hohe Rückstellungen für die Aufarbeitung der Abgas-Manipulation in den USA dem Konzern den höchsten Verlust in der fast 80-jährigen Firmengeschichte eingebrockt.

Auch 2016 musste Volkswagen wegen der Abgasmanipulation viel Geld zur Seite legen. Allerdings war es mit 6,4 Mrd. Euro diesmal deutlich weniger als im Vorjahr. Insgesamt hat der Konzern damit in den vergangenen beiden Jahren wegen "Dieselgate" 22,6 Milliarden Euro zurückgestellt.

Der größte Autokonzern der Welt meldete für 2016 einen auf die Aktionäre entfallenden Gewinn von 5,14 Mrd. Euro. Im Jahr davor war Volkswagen wegen des Dieselskandals tief in die roten Zahlen gerutscht und hatte einen Verlust in Höhe von 1,58 Milliarden Euro ausgewiesen.

"Die Zahlen zeigen: Volkswagen ist sehr robust aufgestellt, operativ und finanziell", sagte Vorstandschef Matthias Müller heute Abend.

Noch deutlich unter Wert vor "Dieselgate"

Mit 7,1 Milliarden Euro Gewinn vor Zinsen und Steuern lag das operative Ergebnis 2016 jedoch deutlich unter dem Wert von vor zwei Jahren, also bevor die Manipulationen bei Abgaswerten bekannt wurden. Damals hatte der VW-Konzern im laufenden Geschäft noch rund 12,6 Milliarden Euro verdient. Um Sonderkosten vor allem für die Rechtsstreitigkeiten rund um die Diesel-Affäre bereinigt, konnte VW aber ein Rekordergebnis präsentieren: 14,6 Milliarden Euro operativer Gewinn, 14 Prozent mehr als vergangenes Jahr.

Analysten hatten im Schnitt mit einem deutlich höheren operativen Gewinn von 10,5 Mrd. Euro gerechnet. Grund für die Abweichung waren Sondereffekte von 7,5 Mrd. Euro, hauptsächlich wegen des Dieselskandals.

2015 hatte VW wegen noch höherer Rückstellungen für die Aufarbeitung des Abgasskandals mit 4,1 Milliarden Euro den höchsten Betriebsverlust in der Unternehmensgeschichte eingefahren

Der Umsatz kletterte 2016 mit knapp 2 Prozent stärker als erwartet auf 217,3 Mrd. Euro. Der Konzern lieferte im vergangenen Jahr weltweit 10,3 Millionen Fahrzeuge aus und löste damit Toyota als Weltmarktführer ab.

Brummender Absatz in China

Grundlage für den guten Lauf im Tagesgeschäft ist der weiter brummende Absatz in China und das weitgehend erfolgreiche Abschneiden profitabler Tochtermarken. Im vergangenen Jahr hatte Volkswagen mit einem Plus von fast 4 Prozent auf 10,3 Millionen ausgelieferte Fahrzeuge den japanischen Erzrivalen Toyota nach Jahren vom Thron gestoßen. Die Japaner sind in China, dem weltgrößten Automarkt, bei weitem nicht so stark aufgestellt wie VW.

Dennoch trübt die Dieselaffäre um manipulierte Abgastests von Millionen Dieselautos weiter die Bilanz der Wolfsburger. Im Schlussquartal belasteten die Sonderkosten für Rechtsstreitigkeiten in Nordamerika das Ergebnis mit mehreren Milliarden Euro, auf Jahressicht kostete das Dieseldesaster 6,4 Mrd. Euro.

In Vergleichen in den USA und Kanada hat VW die Zahlung von umgerechnet rund 22,7 Milliarden Euro zugesagt. In Europa setzt der Autoriese darauf, die betroffenen Fahrzeuge komplett umrüsten zu dürfen und keine Entschädigungen zahlen zu müssen - Kläger gehen jedoch weiter dagegen vor.

Für das laufende Jahr stellte der Vorstand moderat steigende Auslieferungen in Aussicht. Der Konzernumsatz soll um bis zu vier Prozent steigen, die operative Rendite erneut zwischen sechs und sieben Prozent liegen.

Die Stammaktionäre, darunter als größte die Familien Porsche und Piech, das Land Niedersachsen und das Emirat Katar, sollen für das abgelaufene Jahr 2016 eine Dividende von 2,00 Euro erhalten. An die Vorzugsaktionäre sollen 2,06 Euro je Anteilschein fließen. Für 2015 war trotz des historisch hohen Verlusts eine Minidividende von 11 beziehungsweise 17 Cent je Aktie gezahlt worden.

Nach dem Abgasskandal und heftiger Kritik an der Manager-Entlohnung deckelt Volkswagen die Vorstandsgehälter. Das hat der Aufsichtsrat am Freitagnachmittag beschlossen. Der VW-Chef soll künftig maximal 10 Mio. Euro jährlich verdienen, die übrigen Vorstandsmitglieder bis zu 5,5 Millionen, wie das Unternehmen am Abend mitteilte. Damit würden die theoretisch möglichen Maximalgehälter des Vorstands um bis zu 40 Prozent verringert.

(APA/Reuters/AFP/dpa-AFX)

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