Air Berlin dürfte noch bis August Geld haben

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Air Berlin APA/dpa/Christian Charisius
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Laut "Handelsblatt"-Infos reicht die Liquidität der angeschlagenen Billigflugline Air Berlin nur noch ein halbes Jahr. Auch sollen gute Leute abspringen.

Der seit Anfang Februar amtierende Air-Berlin-Chef Thomas Winkelmann hat gleich zu Beginn mit großen Problemen zu kämpfen: Verramschte Tickets, fehlende Erlöse und ungeplante Kündigungen - offenbar auch von Spitzenkräften. Experten glauben, dass die Liquidität aktuell noch bis August reicht.

Neben allen wirtschaftlichen Sorgen hat die angeschlagene deutsche Fluggesellschaft - noch Konzernmutter der österreichischen Airline Niki - aktuell noch eine weitere: Laut "Handelsblatt" (Montagsausgabe) leidet Air Berlin unter dem Verlust von Know-how-Trägern.

Winkelmanns Vorgänger Stefan Pichler hatte einen weiteren drastischen Stellenabbau gestartet; 1.200 der 8.600 Mitarbeiter sind jetzt betroffen. Ein Abfindungsprogramm wurde mit einer "doppelten Zustimmung" abgesichert. Wer mit finanziellem Handshake gehen will, braucht vorher die Zustimmung seines Vorgesetzten. So wollte der Vorstand verhindern, dass wichtige Mitarbeiter ausscheiden.

Allerdings beharrten der Zeitung zufolge viele sogar dann auf ihrer Kündigung, wenn der Vorgesetzte seine Zustimmung verweigert und sie deshalb keine Abfindung bekommen. "Wir erleben hier einen Brain drain in wichtigen Bereichen wie etwa dem Vertrieb", wird eine Führungskraft der Airline zitiert.

Air Berlin versuchte Befürchtungen zu zerstreuen, dass mitten im radikalsten Umbruch der Unternehmensgeschichte ein personelles Problem entsteht. "Die Schlüsselpositionen im Unternehmen sind besetzt", hieß es. Man sei auch personell so aufgestellt, um den beschrittenen Weg der Neuausrichtung weiter fortzuführen, meinte eine Sprecherin.

Die Finanzsituation ist extrem angespannt. Viele Passagiere haben zur Zeit Tickets, die der frühere Airlinechef Pichler zu Ramschpreisen auf den Markt geworfen hat. Die Rabattaktion hat der Airline zwar für die schwierige Wintersaison kurzfristig Geld in die Kassen gespült. Doch die Einnahmen aus den Sonderaktionen seien längst verfrühstückt, heißt es. Jetzt falle der dagegenstehende Aufwand für die Transportleistung an.

Nach "Handelsblatt"-Infos reicht die Liquidität noch etwa bis August. Von Air Berlin gibt es dazu kein Statement. Verwiesen wird nur darauf, dass 38 Flugzeuge samt Crew an die Lufthansa vermietet seien und das Touristikgeschäft (Niki) in ein Gemeinschaftsunternehmen mit TUIfly gehe. Diese Restrukturierungsschritte würden auch der Finanzlage helfen.

Andere Wege, sich für das Tagesgeschäft die Liquidität zu sichern, sehen Eingeweihte nicht. Großaktionär Etihad, der Air Berlin bisher mit über einer Milliarde Euro gestützt hat, überprüfe angesichts eigener Probleme gerade seine Europa-Strategie. Und der Kapitalmarkt scheint für Air Berlin endgültig verschlossen zu sein. Das habe gerade der nicht besonders erfolgreiche Versuch bewiesen, eine Anleihe zu verlängern. Fast nur Etihad verlängerte mit ihrem Nennbetrag.

Eine neue Langstreckenoffensive von Air Berlin wird ebenfalls mit Spannung verfolgt. Auf dem Winterflugplan stehen 58 wöchentliche Verbindungen im Flugplan, u.a. nach New York, Boston, Chicago, Los Angeles, San Francisco, Miami und Orlando. Gerade aber die Nordamerika-Routen stehen in einem harten Wettbewerb. Nach Angaben des Branchenportals anna.aero werden allein in diesem Sommer 50 neue Verbindungen von Europa in Richtung Nordamerika aufgenommen. Die größte Kapazität baut Air Berlin auf, gefolgt von Norwegian.

(APA)

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