Der IWF hat viel mitgemacht, seit er am 1. März 1947 seine Arbeit aufgenommen hat. In Zeiten von Donald Trump muss sich die US-dominierte Organisation mal wieder neu erfinden. Denn Chinesen und Europäer basteln an Alternativen.
Auf einen Schlag war alles vorbei. Am 14. Mai 2011 verhaften New Yorker Polizeibeamte den Franzosen Dominique Strauss-Kahn in einem Flugzeug, das kurz später in Richtung Paris abheben sollte. Strauss-Kahn galt zu diesem Zeitpunkt als einer der mächtigsten Männer der Welt. DSK war Chef des IWF, des Internationalen Währungsfonds. Dass er im nächsten Schritt französischer Präsident werden will, galt 2011 bereits als offenes Geheimnis. In der Sekunde, in der sich die Vorfälle rund um den Globus verbreiteten, war seine Karriere aber vorbei. DSK wurde die versuchte Vergewaltigung einer Hotelangestellten in New York vorgeworfen. Nur drei Monate nach der Verhaftung ließ die Staatsanwaltschaft den Fall fallen. Es gab massive Zweifel an der Glaubwürdigkeit des vermeintlichen Opfers.
Zum Zeitpunkt seiner Entlastung war DSK freilich längst nicht mehr Chef des IWF. Er musste zurücktreten und wurde von Christine Lagarde ersetzt.. Sie konnte diese wahrscheinlich spektakulärste Episode in der Geschichte des IWF rasch vergessen machen. Die griechische Schuldenkrise bot reichlich Gelegenheit für den IWF, sich wieder auf seine eigentliche Aufgabe zu konzentrieren: Schulden. Seit 70 Jahren dreht sich beim IWF alles um Macht und Geld - aber auch um Proteste und Konflikte. Der Währungsfonds hat einiges mitgemacht.
Die elf Direktoren des IWF
Lagarde ist die erste Frau an der Spitze des IWF, der wahrscheinlich wichtigsten internationalen Behörde, wenn es um das Finanzssystem geht. Sie ist nicht die erste mit einem französischen Pass. Insgesamt fünf IWF-Direktoren kamen bisher aus Frankreich. Paris hat auch unschlagbare Erfahrung vorzuweisen. Am 1. März 1947 nahm der IWF seine Finanzgeschäfte offiziell auf. Am 8. Mai desselben Jahres war es Frankreich, das um einen ersten Kredit bitten musste.Camille Gutt, Belgien, 6. Mai 1946 bis 5. Mai 1951
Ivar Rooth, Schweden, 3. August 1951 bis 3. Oktober 1956
Per Jacobsson, Schweden, 21. November 1956 bis 5. Mai 1963
Pierre-Paul Schweitzer, Frankreich, 1. September 1973 bis 16. Juni 1978
Johan Witteveen, Niederlande, 1. September 1973 bis 16. Juni 1978
Jacques de Larosière, Frankreich, 17. Juni 1978 bis 15. Januar 1987
Michel Camdessus, Frankreich, 16. Januar 1987 bis 14. Februar 2000
Horst Köhler, Deutschland, 1. Mai 2000 bis 4. März 2004
Rodrigo Rato, Spanien, 7. Juni 2004 bis 31. Oktober 2007
Dominique Strauss-Kahn, Frankreich, 1. November 2007 bis 18. Mai 2011
Christine Lagarde, Frankreich, seit 5. Juli 2011
Als Struktur hat der IWF dabei erstaunliche Widerstandskraft bewiesen. Denn wenn man es ganz genau nimmt, sollte es den Fonds eigentlich nicht mehr geben. Denn das System, für das er geschaffen wurde ist bereits Anfang der 1970er-Jahre zusammengebrochen. Das war das Währungssystem von Bretton Woods. Benannt nach einem Ort im US-Bundesstaat New Hampshire, wo im Juli 1944 die Finanzordnung der Nachkriegszeit verhandelt wurde.