Flughafen Wien: Frust trotz guter Zahlen

Das Verbot der dritten Piste sei ein Schaden für den Standort Österreich, sagt Vorstand Günther Ofner.
Das Verbot der dritten Piste sei ein Schaden für den Standort Österreich, sagt Vorstand Günther Ofner.(c) APA/HERBERT PFARRHOFER (HERBERT PFARRHOFER)
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Das negative Erkenntnis zur dritten Piste frustriert die Vorstände. Das Ergebnis für 2016 ist trotz Sonderabschreibung gut.

Wien. Die Ergebniszahlen des Flughafen Wien waren bei der gestrigen Pressekonferenz ein Randthema. Viel mehr beschäftigte die beiden Vorstände Julian Jäger und Günther Ofner die Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts (BVwG), den Bau der dritten Piste zu untersagen. 30 Mio. Euro sah sich das börsenotierte Unternehmen deshalb gezwungen abzuschreiben. Das seien jene Kosten, die bisher in die Vorbereitung des Projekts geflossen seien, wie etwa für Gutachter und Anwälte. Trotz der hohen Sonderabschreibung stieg das Nettoergebnis auf 112,6 Mio. Euro, das entspricht einem Plus von 0,7 Prozent. Die Dividende werde um 25 Prozent erhöht, der Gewinn (Ebitda) stieg mit 329,8 Mio. um 5,5 Prozent. Auch ins Jahr 2017 blicken Jäger und Ofner mit Optimismus: Der Umsatz werde auf über 740 Mio. Euro gesteigert werden können (2016: 741,6 Mio.), der Gewinn wird mit 315 Mio. Euro veranschlagt.

Scheitern nach 16 Jahren

Doch all diese Kennzahlen konnten den großen Frust der beiden Vorstände über das Scheitern des seit 16 Jahren geplanten Großprojekts nicht mindern. Neben dem hohen Bodenverbrauch spreche der Anstieg des CO2 -Ausstoßes gegen die Realisierung des Projekts, argumentierte das Bundesverwaltungsgericht in seinem Erkenntnis. Für Ofner ist der Ansatz nicht verständlich: „Im Zuge der Verhandlungen vor dem Bundesverwaltungsgericht hat man uns angeraten, CO2-Reduktionsmaßnahmen ins Auge zu fassen. Das haben wir getan und ein umfassendes Investitionsprogramm aufgestellt.“ Der Flughafen habe sich damit bereit erklärt, den CO2 -Ausstoß zu reduzieren und zahlreiche Maßnahmen eingeleitet. Mit Erfolg, sagte Ofner: „Seit 2012 haben wir jenen CO2 -Ausstoß, der von uns beeinflussbar ist, um 30 Prozent reduziert. Das zeigt, dass die Maßnahmen auch wirklich effektiv sind. Und trotzdem steht jetzt im Urteil drinnen, das ist eigentlich uninteressant. Es geht nämlich nicht um unser CO2, sondern jenes, das vom Flugverkehr ausgelöst wird.“

Als er das gelesen habe, konnte er seinen Augen nicht trauen, sagte Ofner. So sei bei der Berechnung der zusätzlichen CO2-Belastung durch die dritte Piste der gesamte Ausstoß im Laufe der Flüge mit Destination Wien eingeflossen. Ein Flug Wien-New York etwa zu 100 Prozent, obwohl nur vier Prozent der Strecke über österreichischem Staatsgebiet stattfindet. Würde man nach München fliegen und dort nach New York umsteigen, dann würde der CO2-Ausstoß zwar objektiv wegen der zusätzlichen Landung steigen, in der Gerichtsberechnung aber für den Flughafen Wien um 90 Prozent sinken. Das sei eine Diskriminierung des Standortes, aber kein Beitrag zum Klimaschutz.

„Die völlig verfehlte Entscheidung“ wird der Flughafen mit allen rechtlichen Mitteln bekämpfen, und zwar beim Verwaltungs- und beim Verfassungsgerichtshof. Die außerordentliche Revision müssen die Anwälte des Flughafens bis 23. März einbringen. Auch hier kritisiert Ofner das Gericht: „Wir verstehen nicht, warum in einer so grundlegenden Frage, wo es um das derzeit größte Infrastrukturprojekt in Ostösterreich geht und man als Gericht eine – sagen wir es vorsichtig – doch sehr überraschende Ansicht vertreten hat, die ordentliche Revision ausschließt.“ Um den Gang zum Verwaltungsgerichtshof antreten zu können, müsse der Flughafen jetzt erst die Hürde nehmen, eine außerordentliche Revision zugestanden zu bekommen. Geplant war die Aufnahme des Betriebes der dritten Piste 2025. Nun ist mit einer Realisierung – sollte der Flughafen recht bekommen – nicht vor 2030 zu rechnen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.03.2017)

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